Spice: Die Wundertüte für den Kräuter-Rausch wird verboten
Drogen: "Spice" darf ab Mitte Januar nicht mehr verkauft werden. Proben hatten einen Hasch-ähnlichen Stoff bestätigt.
Düsseldorf/Berlin. In dem kleinen Laden in der Düsseldorfer Altstadt werden Wasserpfeifen oder auch langes Zigarettenpapier verkauft. Damit kann man Joints drehen. Doch der Renner in den vergangenen Monaten waren die goldenen Tütchen mit einer Kräutermischung, die ganz legal "high" macht. Doch schon bald muss der Umsatzbringer namens "Spice" aus dem Regal genommen werden. Die Mode-Droge soll im Januar verboten werden.
Die Bundes-Drogenbeauftragte Sabine Bätzing sagt, warum: ",Spice’ ist nicht die harmlose Kräuterdroge, wie immer wieder unterstellt wird." Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wird deshalb die Eilverordnung zum Betäubungsmittelgesetz unterschreiben, so dass das Verbot voraussichtlich Mitte Januar umgesetzt sei.
"Die Herstellung, der Handel und der Besitz sind dann verboten. Damit ist ,Spice’ aus dem Verkehr gezogen", sagt Bätzing. "Spice" - auf deutsch: Gewürz - wird bisher als Kräutermischung oder Räucherwerk verkauft. In Österreich ist der Verkauf der "Spice"-Tütchen bereits verboten.
Die Modedroge birgt nach Ansicht der Drogenbeauftragten große Gefahren für die Gesundheit. "Es hat sich bei mehreren Proben ein Cannabis (Haschisch)-ähnlicher Stoff bestätigt", sagt Bätzing. "Das hat Auswirkungen wie Cannabis, wobei die Wirkung bis zu vier Mal stärker sein kann. Man kann Halluzinationen bekommen, und das Bewusstsein wird beeinflusst.
Auch von unerwünschten Wirkungen auf Herz, Kreislauf und das Nervensystem bis zur Bewusstlosigkeit wurde berichtet. Es besteht, je nachdem wieviel man nimmt, auch die Gefahr der Abhängigkeit." Dazu gebe es allerdings noch wenige Zahlen. Wer gegen das Verbot verstoße, müsse mit einer Geld- oder sogar Haftstrafe rechnen.
Bätzing geht davon aus, dass das Interesse an der Modedroge nach Bekanntgabe des Verbots abnehmen wird. "Diese Kräutermischungen waren gerade deshalb so interessant, weil sie scheinbar legale Substanzen enthielten. Besonders die Cannabiskonsumenten sahen darin eine legale Ausweichmöglichkeit. Wenn der Handel mit ,Spice’ illegal ist, wird das Angebot stark zurückgehen".
Eine Studie im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main hatte ergeben, dass "Spice" eine künstlich hergestellte chemische Substanz aus der Arzneimittelforschung enthält. Die Länder sollen noch über die Eilentscheidung informiert werden. Bundestag und Bundesrat müssen dann innerhalb eines Jahres ein langfristiges Verbot auf den Weg bringen.
Offiziell bietet der Hersteller aus London mit dem programmatischen Namen "Psyche Deli" seinen Kräuter-Mix an als "exotische Räuchermischung, die beim Verbrennen ein reiches Aroma entfaltet" - so steht es jedenfalls auf der Rückseite der Verpackung. Tatsächlich aber rollen eingeweihte Konsumenten eine Prise "Spice" ganz wie Cannabis als Tabakzusatz in selbst gedrehte Zigaretten.
Die bis zu 30Euro teuren Tütchen mit Fantasienamen wie etwa "Silver", "Gold", "Diamond" "Tropical Synergy" oder "Arctic Synergy" sind innerhalb nur weniger Monate zu einer Mode-Droge geworden. Den ersten Boom gab es in Süddeutschland. Manche Händler verdienen damit (noch) rund 1000 Euro am Tag. Später gab es auf Grund der großen Nachfrage aus der Szene bundesweit sogar Lieferschwierigkeiten.