Stadtrundgang im Joggingschuh
Immer mehr Städte bieten flotte Touren vorbei an Sehenswürdigkeiten an. Geschäftsleute mit wenig Zeit nutzen diese Möglichkeit.
Düsseldorf. Dem modernen Menschen kann es oft nicht schnell genug gehen: Kaffee und Mittagessen gibt es schon lange „to go“. Für besonders Eilige gibt es auch die Stadtbesichtigung im Schnellformat, sozusagen „to run“. Beim „Sightrunning“ joggt man von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten und hat so in kürzester Zeit eine fremde Stadt kennengelernt. Ob Berlin, München, Hamburg oder Düsseldorf: In vielen deutschen Städten ist das „Sightrunning“ der Renner unter den Stadtführungen.
Auf dem Düsseldorfer Burgplatz haben sich drei gut gelaunte Frauen in quietschgelben Läuferoutfits versammelt. „Über viele Jahrhunderte stand dort ein Residenzschloss, aber es ist mehrere Male abgebrannt und dann hat die Stadt es im 19. Jahrhundert ganz abgerissen. Nur der Turm ist heute noch übrig“, erklärt Stadtführerin Steffi Buss. Sie zeigt den Freundinnen Daniela Löhr und Gabi Siepe aus Düsseldorf die Sehenswürdigkeiten der Stadt am Rhein — im Schnelldurchlauf. „In einer Sportzeitschrift hab ich von Sightrunning gelesen. Das ist mal was anderes“, sagt Löhr.
Eine Stunde lang soll es durch die schönsten Ecken Düsseldorfs gehen — anstrengend und nichts für Sportmuffel. „Wir laufen beide regelmäßig. Schlappgemacht wird nicht“, sagt Siepe.
Dann geht’s auch schon weiter. „Wir joggen jetzt erstmal ein Stück die Rheinuferpromenade entlang“, erklärt Steffi Buss und beginnt zu erzählen: Vom historischen Hochwasser im Jahr 1921, von der Dezimaluhr im Rheinturm, über die Architektur.
Seit 2009 bietet Buss ihre Sightrunning-Tour an. „Man sieht in kürzester Zeit viel mehr, und ich erzähle nur die wichtigsten Fakten, weil wir gar nicht oder nur kurz stehenbleiben.“ Viele ihrer Kunden seien Geschäftsleute, die wenig Zeit für eine Besichtigung haben und gleichzeitig Sport treiben wollen.
Auch in anderen Städten ist der Trend zu beobachten. „In Deutschland haben wir die größte Dichte an Sightrunning-Angeboten weltweit“, sagt Michael Horstmann vom Netzwerk „German Running Tours“ in Berlin. Er rechnet damit, dass bald neben den Großstädten noch viele kleinere hinzukommen.