Stolz auf seine Lindenstraße
Düsseldorf. Produzent Hans Geißendörfer spricht über 25 Jahre Seifenoper, Sparpläne der ARD und Rituale im Advent.
Hans Wilhelm Geißendörfer: Stolz ist dabei, auch Rührung.
Geißendörfer: Das ist eine sehr intime Beziehung, obwohl es fiktionale Figuren sind. Ich stehe ihnen allen sehr nahe. Wenn jemand krank oder zu alt wird, dann habe ich ganz persönliche und realistische Verlustschmerzen.
Geißendörfer: Das war damals ein grobes Schlagwort. Vom Politischen her ist das jemand, der keinerlei Veränderung duldet, Konventionen ohne Nachdenken verfolgt - ein unbewegliches Monster. Insofern passt der Begriff nicht auf die Serie.
Geißendörfer: Es gibt Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die vielleicht von anderen Menschen als spießig definiert werden, die ich aber trotzdem liebe und pflege. Zum Beispiel jetzt in der Vorweihnachtszeit einen Adventskranz in der Wohnung zu haben und jeden Sonntag vor Beginn der "Lindenstraße" eine Kerze mehr anzuzünden. Oder Weihnachtskarten selbst malen für gute Freunde, könnte auch als spießig gelten. Der Weltbürger schickt heute ja cool nur ’ne E-Mail, oder?
Geißendörfer: Unser Vertrag ist gerade erst bis 2014 verlängert worden. Nun müssen wir sehen, dass die "Lindenstraße" weiter wächst.
Geißendörfer: Sie soll kontroverser werden, ein bisschen bissiger, witziger, erotischer - auch wenn man da aufpassen muss, dass nicht gleich der Jugendschutzbeauftragte kommt.
Geißendörfer: Eine Aussage wie "Merkels Nuklearpolitik ist einfach tödlich". Diese Schärfe hatten wir mal, mildern sie heute aber ab: In der Szene kommt dann immer eine Gegenaussage, die das relativiert. Aber das muss ja nicht sein.
Geißendörfer: Nach den jüngsten Verhandlungen steht fest, dass wir in den nächsten drei Jahren keine Außenaufnahmen haben werden, außer denen in unserer Straße auf dem Studiogelände. Das stört die optische Pracht, aber ansonsten können wir auf unserem Niveau weiterarbeiten.
Geißendörfer: Wir sind sehr unglücklich, weil wir keinerlei Werbung bekommen. Warum bekommen wir nur einen einzigen Trailer in der Woche? Das kostet sie keinen müden Cent, sondern nur zehn Sekunden im Programm. Wir hören dann immer: "Ihr lauft doch sowieso!" Der "Tatort" läuft auch, wird aber massiv betrailert - das ist doch reine Willkür. Ein einziges Mal - anlässlich der 1000. Folge - hat es eine Plakataktion gegeben. Die hat die Zuschauerzahl von vier auf sieben Millionen schnellen lassen. Das hätte uns zum 25-Jährigen auch noch mal gut gestanden.
Geißendörfer: Das würde mich sehr freuen. Die eine ist auch sehr interessiert, hat in der Lindenstraße schon Regie-Assistenz gemacht. Vor allem liebt sie den "Spirit" der Sendung. Ich werde nächstes Jahr 70, und da kann ich mir ganz gut vorstellen, dass sie in drei oder vier Jahren zur Verfügung stehen könnte.
Geißendörfer: Das ist wie Langlauf und alpine Abfahrt. Es sind verschiedene Stile, aber beides nimmt einem den Atem.