Strauss-Kahn-Verfahren wird zum Justizkrimi
New York/Paris (dpa) - Rücktrittsforderungen an die Staatsanwaltschaft, gegenseitige Anschuldigungen und eine völlig undurchsichtige Beweislage - das New Yorker Verfahren gegen Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn gleicht inzwischen einem Justizkrimi.
Gerüchte über ein mögliches schnelles Ende der Ermittlungen wegen versuchter Vergewaltigung bestätigten sich nicht. „Strauss-Kahn wird kein Schuldgeständnis ablegen - wozu auch immer“, sagte sein Anwalt William Taylor laut „New York Times“. Taylor hatte sich am Mittwoch (Ortszeit) mit Vertretern der Anklage beraten.
Es war spekuliert worden, dass eine Vereinbarung zwischen Anklage und Verteidigung das Verfahren kurzfristig beenden könnte. Hintergrund sind Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers. Die Hotelangestellte wirft Strauss-Kahn eine gewaltsame Attacke und einen Vergewaltigungsversuch vor. Weil sie allerdings bei Angaben zu ihrer Person mehrmals gelogen haben soll, könnten zumindest die schwerwiegendsten Anklagepunkte nicht zu halten sein.
Der Anwalt der Frau forderte den Rücktritt des zuständigen Staatsanwalts. Kenneth Thompson wirft Chefermittler Cyrus Vance Befangenheit und schädigendes Verhalten gegenüber seiner Mandatin vor. Hintergrund sind unter anderem Berichte über ein angebliches Telefonat des Zimmermädchens mit einem Häftling. In diesem soll sie darüber gesprochen haben, wie man Geld aus dem Fall schlagen könne.
„Wir haben bislang nicht den geringsten Beweis, dass sie wirklich mit diesem Mann gesprochen hat“, kritisierte Thompson in einem Interview der französischen Tageszeitung „Le Parisien“ (Donnerstag). Er habe die angebliche Aufzeichnung der Unterhaltung mehrmals angefordert, sie aber bislang nicht erhalten. Selbst wenn es ein Gespräch gegeben haben sollte, ändere dies nichts daran, was am 14. Mai in dem Hotelzimmer vorgefallen sei, ergänzte der Anwalt.
Nach Angaben der „New York Times“ wies Chefermittler Vance die Vorwürfe umgehend als „unbegründet“ zurück und lehnte es ab, den Fall abzugeben. Man habe von den Forderungen nur über Journalisten erfahren, zitierte das Blatt eine Sprecherin.