Gaultier bringt die Haute Couture zum Krähen
Paris (dpa) - Handwerklich hinreißend und meist alltagstauglich - so lautet das Fazit der Pariser Haute Couture-Schauen für Herbst/Winter 2011/12, die am Donnerstag in Paris endeten.
Selbst der für Glamour und Pracht bekannte Libanese Elie Saab, der als einer der letzten am Mittwoch zeigte, hielt sich zurück. Seine kunstvollen Stickereien kombinierte er zu klar geschnittenen hauchzarten Abendkleidern in hellem Blau oder sanften Goldbeige-Tönen. Die Entwürfe wirkten jung und modern - auch kurze mädchenhafte Kleider aus Spitze und mit A-Rock waren dabei.
Kollege Jean Paul Gaultier, ewiges „Enfant Terrible“ der Modewelt, wartete mit einer selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlichen Schau auf. Mit dem Wort „Kikeriki“, übersetzt in verschiedene Sprachen, und daneben zahlreichen Ausdrücken aus der Ballettwelt waren die Entwürfe von Gaultier überschrieben. Zunächst machte das stutzig, doch mit dem ersten Entwurf war klar, was gemeint war: Die Leichtigkeit von Federn. Ob Nadelstreifenanzug mit Tütü-Schößchen an der Jacke oder schwarzem hocheleganten Abendkleid aus Jersey mit Plissierungen: Alles ließ Spielraum für Bewegung.
Es gab auch auffälligere Entwürfe. Schillernde Kleider, die an das Gefieder von Pfauen erinnerten oder papageienbunte Corsagen mit Ballonrock. Gaultier, der sich offenkundig von den legendären „Ballets Russes“ und ihren Stücken wie „Der Feuervogel“ hatte inspirieren lassen, schickte auch Männer über den Laufsteg, in langen üppigen Federröcken oder fließenden und doch militärisch anmutenden Mänteln.
Sie bildeten eine werbewirksame Verbindung zur Präsentation von Gaultiers neuem Herrenduft, der wenige Häuser weiter vorgestellt wurde. Die Gäste schritten an knapp bekleideten und lautstarken Trommlerinnen vorbei. Es gab Käfige mit lasziv sich räkelnden Gestalten und zahlreiche Federn. Schließlich heißt der neue Duft „Kokoriko“ (frz. für „Kikeriki“). Ein gallischer Hahn als neues Männerbild. Die Couture kann bei Gaultier sogar krähen.