Streit um Gotthard-Tunnel
Wird die zweite Röhre tatsächlich gebaut?
Gotthardmassiv (dpa) - Das einstige Wunderwerk ist zum Sanierungsfall geworden. Zuletzt rund sieben Millionen Fahrzeuge pro Jahr haben in dem fast 17 Kilometer langen Bauwerk ihre Spuren hinterlassen. Eine umfassende Sanierung ist dringend nötig. Doch was passiert dann mit dem Verkehr? Darüber streiten Politik, Anwohner, Umweltschützer und Wirtschaftsverbände.
Am Freitag verabschiedete das Schweizer Parlament in Bern mit klarer Mehrheit der bürgerlichen Parteien ein Gesetz für den Bau einer zweiten Röhre. Ob der Tunnel damit tatsächlich kommt, ist jedoch offen. Das letzte Wort haben die Bürger in einer Volksabstimmung, die im kommenden Jahr stattfindet.
Das Gesetz sieht den Bau einer neue Röhre ab 2020 innerhalb von sieben Jahren vor. Anschließend soll der alte Straßentunnel gesperrt und saniert werden. Ab etwa 2030 sollen dann beide Tunnel je einspurig betrieben werden — ohne zusätzliche Verkehrsbelastung, wie die Befürworter versprechen.
Die Gegner wollen dem wenig Glauben schenken. „Wenn wir diesen zweiten Straßentunnel bauen, wird der Verkehr im Kanton Tessin mit Sicherheit zunehmen“, sagte Marina Carobbio Guscetti, Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei (SP), in einem Interview. „Dies hätte schwerwiegende Folgen für die Lebensqualität im Alpenraum. Schon heute haben wir im Südtessin eine äußerst starke Luftverschmutzung.“