Studie: BUND warnt vor Babyschnullern
Chemikalie BisphenolA steht im Verdacht, verschiedene Krankheiten zu fördern.
Berlin. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) endete derSchadstofftest bei zehn Babyschnullern mit einer unappetitlichenÜberraschung. "Dass die Kunststoffschildchen BisphenolA (BPA)enthalten, war vorauszusehen", kommentierte BUND-ChemiereferentinPatricia Cameron am Donnerstag die Untersuchung durch das Labor Chemcon.Nicht aber, dass auch die Nuckel BPA-haltig sind. Wie der Stoff dorthinkommt, ist unklar.
Bei der Einschätzung des Gesundheitsrisikos gehen dieExpertenmeinungen auseinander. BPA steht im Verdacht, Diabetes,Unfruchtbarkeit bei Jungen, Brustkrebs und Schädigungen derGehirnentwicklung hervorzurufen. Doch viele Studien widersprechen sich.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betont, es gebe keineHinweise auf eine Krebs auslösende Wirkung. Ob BPA später Auswirkungenauf die Spermienproduktion habe, sei noch unklar.
Zwar hätte man beiTieren diesen Zusammenhang nachgewiesen, im menschlichen Körper werdeBPA aber schnell in ein ungefährliches Stoffwechselprodukt umgewandelt.Mögliche Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung seien umstritten, einezur Zeit stattfindende Studie soll bis Ende des Jahres Aufschluss geben.
Genauso entscheidend ist aber die Frage, wie viel der Chemikaliebeim Nuckeln eigentlich aufgenommen wird. Dass BPA in den Körpergelangt, ist nachgewiesen. Eine EU-Richtlinie geht aber davon aus, dassbis zu 0,05 Milligramm pro Kilo Körpergewicht und Tag ungefährlichsind.
Ob ein solcher Wert beim Nuckeln erreicht werden kann, sollenweitere Studien klären. In diese Richtung geht auch die Kritik vielerSchnuller-Hersteller. In der Studie sei der Gesamtgehalt von BisphenolAim Plastik errechnet worden. Entscheidend sei aber der Anteil desaustretenden BPA, und der sei nicht besorgniserregend.
Der BUND zweifelt aber auch die Richtwerte an sich an. "Es gibtHinweise, dass bei Tieren auch unter diesem Grenzwert Schädigungenauftreten", sagt Heribert Wefers, Umweltchemiker beim BUND. "Es ist einUnding, dass so etwas in Schnullern enthalten ist." Seine Forderung:"BPA muss in Produkten, die Kleinkinder in den Mund nehmen, generellverboten werden."
Die geringste Belastung wies der Nuckel "MAM Original" auf, der nach Herstellerangaben aus BPA-freiem Polypropylen besteht.