Studie zu Kindernamen: Der Klang gibt den Ausschlag

Eltern legen Wert darauf, dass sich die Namen ihrer Kinder schön anhören. Tradition spielt kaum noch eine Rolle.

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Wiesbaden. Auf den Klang kommt es an, wenn Eltern heute die Vornamen ihrer Kinder wählen. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Umfrage im Auftrag der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). „Die Vornamen müssen sich in erster Linie schön anhören“, sagt Andrea-Eva Ewels, Geschäftsführerin der GfdS.

Befragt wurden 1000 Eltern in Deutschland, ein Viertel davon mit noch minderjährigen Kindern. Für drei Viertel dieser jungen Eltern gibt der Wohlklang den Ausschlag — in früheren Jahrzehnten war dagegen anderes wichtiger: Ein Name sollte Tradition haben und schon mal in der Familie vorgekommen sein. Auf den guten Klang achten dabei eher Bildungsbürger. Für Eltern mit einfacher Bildung ist wichtiger, dass ihre Kinder mit dem Namen nicht diskriminiert werden — über Kevin und Chantal ist zu lange gelacht worden.

Ein überraschender Befund der Studie: Bei Mädchen ist den jungen Eltern der ästhetische Klang des Namens wichtiger (79 Prozent) als bei Jungen (65 Prozent). Das mag daran liegen, dass viele Männernamen vor allem für Stärke und Würde stehen — bei den altdeutschen Namen Horst und Gerhard, bei den modischen antiken Namen Alexander und Maximilian.

Dass Frauennamen häufig auf einem Vokal enden, führt Frauke Rüdebusch, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der GfdS, darauf zurück, dass sie dadurch einen weichen Klang erhalten. So bringen Namen wie Maria oder Mia „sofort Weiblichkeit zum Ausdruck“. Dieser Trend sei indes auch bei Jungennamen wie Noah oder Luca zu erkennen — die Namen würden androgyner, sagt Rüdebusch.

Eine Zufallsumfrage auf der Straße erbringt ähnliche Ergebnisse. Da ist zum Beispiel die Mutter der zwölfjährigen Bianca. Sie entschied sich für den Namen, weil „er sich besonders schön anhört“. Auch für die Mama von Nicolas spielte das die ausschlaggebende Rolle. Zudem sollte der Name modern, aber nicht zu beliebt sein. Und er sollte zum Nachnamen passen.

Anregungen zur Namensgebung holen sich werdende Eltern meist bei Verwandten und Freunden (31 Prozent), eher selten in Literatur oder Film (acht Prozent), wie das Umfrage-institut Allensbach ermittelte.

Und: Doppelnamen, vor 20 oder 30 Jahren ziemlich out, sind wieder schwer im Kommen. Mittlerweile bekommt mehr als jedes dritte Kind zwei oder mehr Namen. Da könne es schon einmal vorkommen, dass es zwei Carl-Gustavs in einem Kindergarten gebe, erzählt Ewels.