Cyber-Bankraub: Angeklagter verrät Komplizen

Anführer des 39-Millionen-Coups in den Niederlanden gefasst.

Foto: A3763 Salome Kegler

Düsseldorf. Es war eines der spektakulärsten Verbrechen der Kriminalgeschichte: In 23 Ländern erbeutete eine internationale Bande in der Nacht zum 13. Februar 2013 rund 39 Millionen Euro. Insgesamt waren etwa 400 Klein-Kriminelle weltweit unterwegs, die mit manipulierten Kreditkarten Bank-Automaten leerten. Inzwischen konnte der mutmaßliche Chef ermittelt werden, der die deutsche Gruppe anführte. Der 37-jährige Niederländer Jeroen S. wurde in Den Haag festgenommen. Das haben die Fahnder einem 47-jährigen Niederländer zu verdanken, der zurzeit in Düsseldorf vor Gericht steht. „Wir kommen Schritt für Schritt voran mit der Aufklärung“, sagte Staatsanwalt Murat Ylmaz.

Im November waren in Düsseldorf schon zwei Cyber-Räuber zu jeweils viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Eduard Z. (35) und seine Mutter (56) hatten allerdings aus Angst vor Rache nichts über die Hintermänner verraten. Die beiden waren von der Polizei auf frischer Tat ertappt worden.

Durch das Handy der beiden kamen die Fahnder auf den 47-Jährigen, der mit einer 30-jährigen Komplizin in Bremen eingesetzt war und dort mehr als 166 000 Euro erbeutet haben soll. „Wir haben eine Panne“, hatten die beiden per SMS an ihre Düsseldorfer Mittäter geschickt. Die Kripo konnte eine Autowerkstatt ermitteln, in der der 47-Jährige seinen Personalausweis hinterlegt hatte — mit der korrekten Adresse.

Der Angeklagte berichtete, dass er in Den Haag auf der selben Straße wohnt, in der Jeroen S. seinen Coffee-Shop hat. „Willst du schnelles Geld verdienen?“, habe dieser den 47-Jährigen Anfang vergangenen Jahres gefragt. Er wollte. Allerdings sei er damals nur als Fahrer angeheuert worden. Die Dimensionen des internationalen Coups sind ihm angeblich nicht klar gewesen.

Am Abend vor dem Cyber-Bankraub habe man sich in der Wohnung von Jeroen S. getroffen. Dort seien auch die manipulierten Kreditkarten ausgegeben worden. Der Angeklagte nannte die Namen von zwei mutmaßlichen weiteren Mittätern, einer 30-jährigen Frau und einem 42-jährigen Mann, die ebenfalls festgenommen werden konnten.

Sehr zum Ärger der Fahnder befindet sich Jeroen S. weiter auf freiem Fuß und muss sich nur regelmäßig bei der Polizei melden. Dagegen hat die Staatsanwaltschaft Beschwerde eingelegt. Der 42-Jährige wurde per Video-Konferenz im Düsseldorfer Prozess vernommen, machte aber keine Aussage.

Mit der Festnahme von Jeroen S. sind die Fahnder immerhin auf der mittleren Ebene des Verbrechens angekommen. Ob der 37-Jährige die wahren Hintermänner des Kartells verrät, erscheint im Moment zweifelhaft, zumal deren Arm lang ist. Ein Cyber-Räuber, der die Beute nicht abgeliefert hatte, soll in der Dominikanischen Republik ermordet worden sein.

Mit seinen umfangreichen Angaben hofft der 47-Jährige auf ein mildes Urteil des Düsseldorfer Landgerichts. Das Urteil soll am 20. März fallen.