Sturmschäden: Trümmerwagen werden ausgeschlachtet

Autoverwertungen haben nach dem Horrorsturm „Ela“ Hochkonjunktur.

Foto: Sergej Lepke

Neuss. Das eingezäunte Gelände im Industriegebiet ist ein Ort der Verwüstung. Dennoch herrscht hier eine gewisse Ordnung. Am Tor-Eingang stehen Autos, die nur eine zersplitterte Frontscheibe und ein paar Dellen im Blech haben, weiter hinten parken die Wracks. Verbeulte Dächer und Motorhauben, komplett verbogene Rahmen, als wäre es kinderleicht gewesen, sie zu deformieren. Beim Sturmtief „Ela“ vor knapp einem Monat waren gewaltige Kräfte am Werk.

„So viele Wagen auf einen Schlag haben wir nach einem Unwetter noch nie bekommen“, sagt Joachim Beier von der gleichnamigen Autoverwertung in Neuss. Sein Geschäft ist das Ausschlachten von Fahrzeugen — und das hat nach dem Sturmtief Hochkonjunktur, auch wenn Beier das aus Mitgefühl nur ungern zugibt.

Schließlich basiert der Handel auf dem Unglück anderer - oder auch Glück: Auf seinem Hof steht ein roter Kleinwagen, oder vielmehr das, was noch davon übrig ist. Ein umstürzender Baum hat die linke Hälfte platt gemacht. „Die Fahrerin saß währenddessen auf der anderen Seite und blieb unverletzt“. Daran muss Beier jedes Mal denken, wenn er an dem Wrack vorbei geht.

Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft wurden bundesweit etwa 100 000 Schäden an Kraftfahrzeugen in Höhe von rund 250 Millionen Euro gemeldet. Zahlen für NRW gibt es nicht. Sturmschäden deckt die Teilkasko-Versicherung ab, ersetzt wird der Wiederbeschaffungswert abzüglich Restwert.

Die zerstörten Fahrzeuge bieten Versicherungen online an. „Verwertungsunternehmen wie wir bieten dann und zahlen den Restwert“, sagt Beier. „Je mehr wir bieten, desto weniger muss die Versicherung dem Kunden erstatten.“ Sein Unternehmen wiederum nutzt andere Portale im Netz, um die ausgebauten Teile weiterzuverkaufen. Um die 3000 hat er zurzeit im Angebot. Für gebrauchte Motoren nimmt er bis zu 1000 Euro, Motorhauben gibt es schon für 80 bis 200 Euro.

Laut Ordnungsamt in Düsseldorf und Essen sind längst noch nicht alle Autos von der schweren hölzernen Last befreit. Red