Taubstumme zum Betteln gezwungen
Ehepaar soll Opfer aus Polen nach Deutschland gelockt haben.
Düsseldorf. Seit Jahren ermittelt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gegen ein Ehepaar (36 und 44 Jahre), das Taubstumme aus Polen nach Deutschland gelockt und zum Betteln gezwungen haben soll. Bislang konnte den beiden nichts bewiesen werden. Doch inzwischen konnten die Opfer in Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden ausfindig gemacht und vernommen werden. Im Januar muss sich das Ehepaar wegen Menschenhandels vor Gericht verantworten.
Über mehrere Jahre lang soll das Duo Taubstummen aus Polen versprochen haben, für sie in Deutschland Arbeit zu besorgen. Nach der Ankunft sollen sie den Behinderten sofort die Pässe abgenommen haben. Danach wurden sie gezwungen, durch Gaststätten in Düsseldorf, Köln, Dortmund oder Hannover auf Betteltour zu gehen. Die Taubstummen legten Plüschtier-Schlüsselanhänger auf die Tische und gaben dazu Visitenkarten ab. Darauf stand unter anderem „Wir sind gehörlos. Wir sind keine Bettler“.
Doch die vier Euro, die viele Gäste aus Mitleid für die Anhänger zahlten, soll sich das Ehepaar in die Tasche gesteckt haben. Und nicht nur das. Die Taubstummen sollen regelmäßig geschlagen und getreten worden sein. Außerdem sollen sie kaum etwas zu essen bekommen haben und mussten unter anderem in einem Wohnwagen sowie auf einem Campingplatz wohnen. Da die Behinderten taubstumm sind und kein Deutsch können, waren sie dem Ehepaar hilflos ausgeliefert. Nach Deutschland müssen die Opfer nicht kommen. Ihre Aussagen wurden von polnischen Richtern mit Hilfe der Gebärdensprache aufgenommen.
Der Prozess beginnt am 26. Januar um 9 Uhr vor dem Düsseldorfer Schöffengericht.