Tempo: Mit Musik sportlich besser im Takt
Rhythmus sorgt für gute Laune. Mit den richtigen Stücken im Ohr lässt sich die Leistung steigern. Und was hören Sie beim Training?
Düsseldorf. Turn-Weltmeister Fabian Hambüchen bringt sich vor einem Wettkampf mit Heavy Metal in Stimmung. Unsere Fußball-Nationalmannschaft stimmte sich während der WM vor zwei Jahren mit Xavier Naidoos "Dieser Weg" ein. Und auch Biathletin Magdalena Neuner schwört vor Wettkämpfen und im Training auf Musik als Dopingmittel.
Aber auch Freizeitsportler setzen häufig auf Musik, um sich auf die körperliche Belastung einzustellen und während des Workouts die Motivation aufrechtzuerhalten. Eine Studie des britischen Sportpsychologen Costas Karageorghis zeigt, dass Musik die Motivation erhöht und von negativen Einflüssen wie Ermüdung ablenkt. Karageorghis untersuchte in einem Zeitraum von 20 Jahren deren Effekt auf die sportliche Betätigung. Dafür hörten seine Probanden während ihrer Belastung vorgegebene Musikstücke und stuften diese in Bezug auf ihre motivierenden Eigenschaften ein.
Eine wichtige Rolle, fand der Sportpsychologe heraus, spielt das Tempo. Stücke mit 120 Schlägen pro Minute konnten die Testpersonen am häufigsten und längsten motivieren. Dazu zählen "Umbrella" von Rihanna genauso wie "Push it" von Salt’n’Pepa. Wer für höhere Belastungen - zwischen 75 und 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz - auf Touren kommen will, sollte im Training sogar Musik wählen, die bis zu 145 Schläge pro Minute hat. Das entspricht in etwa dem Herzschlag während höheren Belastungen.
Nach dem Training oder vor einem Wettkampf werden dagegen höchstens 60 Schläge pro Minute empfohlen. "Mit ruhiger House-Musik zum Beispiel kann man Nervosität gut abbauen", sagt Michael Draksal, Sportpsychologe und Mitglied im Olympiateam für die Spiele in Peking. Er ist davon überzeugt, dass ein bestimmter Rhythmus die Psyche stimulieren kann. "Sie kann im Wettkampf über Sieg und Niederlage entscheiden."
Aber wie findet man die richtige Musik für die optimale psychologische Stimulanz? "Eine Faustformel gibt es nicht. Der Musikgeschmack ist unterschiedlich", sagt Draksal. "Das muss jeder für sich ausprobieren." Entscheidend, um den Körper zu aktivieren und die Leistung zu verbessern, ist die Wahl der Stücke.
Ruft die Musik positive Erinnerungen in uns wach, steigt die Stimmung. Das Ergebnis: eine bessere Leistung. Umgekehrt verhält es sich mit Liedern, an die wir negative Erinnerungen knüpfen. Dann wird die Leistung schlechter ausfallen.
Doch nicht jeder Sportler will den positiven Effekt für sich nutzen. Ein Beispiel ist Jörg Giesen. Wenn er die Laufschuhe für sein Training schnürt, verzichtet der 45-Jährige bewusst auf Musik. "Die bringt mich nur aus dem Rhythmus", sagt er. "Ich will nicht, dass sie mir den Takt vorgibt. Ich möchte so laufen, wie es das Training erfordert." Lauf-Einsteiger dagegen nutzen den Effekt von Musik immer häufiger.
Sicherheit: Bei Ausdauersportarten im Freien wieJoggen, Walken oder Radfahren ist während des Hörens von Musikbesondere Vorsicht geboten. Durch eine zu hohe Lautstärke besteht dieGefahr, dass die Umwelt nicht mehr ausreichend wahrgenommen und derStraßenverkehr missachtet wird. Radfahrer sollten auf Kopfhörerverzichten, da sie sonst ein Verwarngeld riskieren.
Kopfhörer: Die Wahl der Kopfhörer ist nicht einfach. Wichtigsind neben dem Preis Klangqualität und Tragekomfort. Die sogenanntenClip-on-Kopfhörer, die zusätzlichen Halt hinter dem Ohr bieten, werdenoft als bequemer empfunden, bringen akustisch aber nicht immerTopleistung. Mit den In-Ear-Stöpseln, die man nur ins Ohr steckt, kannman die Musik meist besser hören. Nachteil: Umweltgeräusche werden fastvollständig übertönt.