The Hoff is back: Kult-Trash-Revue mit Hasselhoff
David Hasselhoff ist Kult. Und er tourt erstmals seit 18 Jahren wieder durch Deutschland. Sein Auftritt in Frankfurt war zwei Klassen besser, als mancher wohl befürchtet hat. Der 58-Jährige war selbstironisch und topfit.
Seine singenden Töchter fehlten dagegen unentschuldigt.
Frankfurt/Main (dpa) - Das sprechende Auto „K.I.T.T.“ parkt vor der Konzerthalle im Regen. Ein „Bitte nicht berühren“-Schildchen bappt hinter der Windschutzscheibe. Kein Problem, die Fans wollen eh nur reichlich Handy-Fotos. Der schwarze Pontiac Firebird Trans Am ist der „special guest“ der David-Hasselhoff-Comeback-Tournee.
Unter dem Motto „The Hoff is back“ tourt der 58-Jährige erstmals seit 18 Jahren wieder durch Deutschland. Los ging's Freitagabend in der Frankfurter Ballsporthalle. Und man fragte sich berechtigt: Hält Hasselhoff - bekannt für seine Alkohol-Eskapaden - durch? Wer guckt (oder: tut) sich so etwas überhaupt an? Gute Tickets kosteten 59,99 Euro.
Vorneweg: Der Ex-„Knight Rider“ ist topfit, schwingt die Hüften wie ein Wilder - und das 2:15 Stunden lang (30 Minuten Verschnaufpause rausgerechnet). Er schlüpft in neun Outfits - vom langen Ledermantel über den türkisfarbenen „Miami Vice“-Zweireiher bis zum Rosa-Schnulzen-Hemd. Das maskenhafte Dauergrinsen hatte er sowieso im Gepäck. Und man hat das Gefühl, dass er selber echt Spaß hat bei dieser trashig-kultigen Revue über sein Lebenswerk. Der Entertainer mit der kerzengeraden Oberkörperhaltung wirkt verdammt souverän, hat nicht einen Texthänger und eine wirklich überzeugende Live-Stimme.
Er wirkt auch ein bisschen rührend, wenn ihn das Publikum mit „Hasselhoff, Hasselhoff“-Sprechchören minutenlang feiert und er dabei in die Knie geht. Dann weiß man nicht so ganz, ob er schnallt, dass das hier für die meisten eine Art Ballermann-Ausflug mit Après-Ski-Flair ist. Etwa für „Cody“ (32) aus Kelkheim bei Frankfurt. Wie seine vier Kumpels hat er ein „Baywatch“-Shirt an. Auf der Brust ist der Name „Cody“ gedruckt. Das ist der sexy blonde Rettungsschwimmer. Außerdem trägt er eine rote „Baywatch“-Hartplastik-Boje unterm Arm. „Ich wunder mich, dass sie mich damit überhaupt reingelassen haben.“
Daniel (29) aus Limburg an der Lahn hat seine schwarze Lederjacke mit drei Weihnachtslichterketten aufgepeppt - so sieht er wie ein Zwilling von Hasselhoff aus, als der damals 1989 auf dem Kran über der Berliner Mauer schwebte und „Looking for Freedom“ schmetterte.
Das ist immer noch Hasselhoffs größter Hit, mit dem er in Frankfurt auch gleich loslegt: „One morning in June some twenty years ago“ - die erste Zeile - schallt plötzlich vom Ende der Halle aus einem Aufgang. Da ist er: „The Hoff“ in Lederjacke mit schwarzer Jeans und schwarzen massiven Absatz-Stiefeln, und er nimmt auch gleich ein Bad in der johlenden Menge quer durch den Innenraum. An der Seite wird da schon - nach viel Bier - die erste Polonaise getanzt.
Als eine der Zugaben kommt natürlich noch einmal „Looking for Freedom“, und dazwischen kramt Hasselhoff noch einmal andere alte Kracher wie „Crazy for You“ raus. Bei „Limbo Dance“ steht sogar ein Feuerspucker auf der Bühne. Als „Baywatch“-Bademeister mit roter Jacke, Pilotenbrille und von der „Bild“-Zeitung gecasteten Strand-Beautys covert er den Beach-Boys-Song „California Girls“. Mit lauter Cowboys und -girls und J.R. Ewing-Hut singt er „Country Roads“.
Und dann promotet er noch wie ein Verrückter sein neues Album „A real good Feeling“, das am 1. April erscheint. Die unfassbar platten, aber eingängigen Songs wie „Let's have a party“, „Is everybody happy“ und „We want to rock the world“ haben entweder alle die gleiche Melodie oder sind über „Y.M.C.A“ gelegt. Die Begleitband Bella Vida fehlt ohne offizielle Erklärung: Das sind Hasselhoffs blonde babyspeckige Töchter Hayley-Amber und Taylor-Ann. „Die sind krank“, meint die T-Shirt-Verkäuferin. Ein Bühnentechniker sagt: „Die sind nach dem Wien-Konzert einfach wieder zurück in die USA geflogen.“
Die Halle schließlich ist mit rund 1900 Zuschauern ungefähr halbvoll. Allerdings sind darunter auch einige, die die Karten umsonst auf einem Online-Portal bekommen hatten. Das besorgt für schlecht ausgebuchte Veranstaltungen Leute zur Stimmungsmache. Egal, die Show ist großes Entertainment und „The Hoff“ in Bestform.