#IBES Thorsten Legat — ein Ex-Fußballer wird zum Kult

Thorsten Legat zieht am Freitagabend ins Dschungelcamp. RTL sichert sich mit dem Remscheid-Trainer eine Spaßgarantie.

Thorsten Legat hat sich auf das Dschungelcamp vorbereitet.

Foto: RTL / Stefan Gregorowius

Düsseldorf. Am Donnerstag schneite es zeitweise in Remscheid. Im Röntgen-Stadion, wo der FC Remscheid einigermaßen verzweifelt versucht, sich in der Fußball-Landesliga zu halten, friert bald auch der Rasen. Aber Thorsten Legat interessiert das jetzt nicht. Der FCR-Trainer, der in den wenigen Monaten seiner Tätigkeit wunderbare Verbalperlen, aber ziemlich wenig Punkte mit seiner Mannschaft gesammelt hat, fehlt in den nächsten Wochen.

Legat zieht ins Dschungelcamp, das am Freitag unter dem Namen „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ auf RTL startet und wieder danach strebt, die erfolgreichste Unterhaltungssendung des Jahres zu werden. Und in Remscheid machen die Assistenten die Fußballer ohne den Chef fit. Legat übernimmt, „wenn es an die taktischen Sachen geht“, das hat er versprochen. Der Verein, von dem man nie so recht wusste, ob er Legat geholt hat, weil er Erfolg oder doch nur ein bisschen Aufmerksamkeit brauchte, trägt das mit.

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Legat, 47 Jahre alt, Familienvater, Ex-Fußballprofi, Anfang der 90er Jahre Meister, Pokalsieger, Europapokalsieger mit Werder Bremen unter Otto Rehhagel, ist jetzt dort, wo Schnee und Frost keine Rolle spielen: im australischen Dschungel. Umgeben von Regenwald und A- bis C- Promis von Rolf Zacher bis Gunther Gabriel, von Brigitte Nielsen bis Jürgen Milski. Legat soll die TV-Zuschauer unterhalten, womöglich Maden und Hoden essen, dazu gerne auch „Verbalpogo“ tanzen, wie es die „Welt“ formuliert.

RTL hat sich mit Legat eine Spaßgarantie an Land gezogen. In den vergangenen Monaten ist um den Fußballer „von der Straße in Bochum“ ein Kult entstanden, weil sich über das Internet die Pressekonferenzen des Landesligisten FC Remscheid rasend schnell verbreiteten. Und Legat dabei ein ums andere Mal grammatikalisch, emotional und philosophisch verunfallte. Einige Perlen: „Ich kann in den Köpfen der Spieler eins sagen: Dass sich andere Zeiten hier ändern.“ Oder: „Hier wird jeder disziplinarisch trainiert.“

Es gibt Hunderte dieser Preziosen, es hat sich viel Häme über Legat ergossen in den vergangenen Monaten, aber der Ex-Kicker, dem Ex-Kollegen eine gewisse Sensibilität nachsagen, hat sich passabel durchgekämpft. Der wachsweiche Muskelmann entwickelt aus der ganzen Aufregung um seine Person gerade ein Geschäft, auch dank eines offenbar umtriebigen Managements. Legat, der 2014 in der Biographie „Wenn das Leben Foul spielt“ auch über seinen gewalttätigen Vater schrieb, hat einen eigenen Youtube-Kanal und eine eigene Internetseite (thorsten-legat.de) erstellt. Gemäß dem Motto: Wenn die Welt schon über mich lacht, will ich auch Profit daraus schlagen. Legat sagt: „Das macht mein Kumpel.“

Legat hat in den Wochen der Vorbereitung, in denen er seine Teilnahme mehrmals aufgrund des RTL-Vertragswerks verleugnen musste, 16 Kilo abgenommen. Um „dem Hungergefühl zu entkommen“, wie er sagt. Wegen des Geldes tritt er den Trip nicht an. „Ich habe schließlich 15 Jahre als Profi Fußball gespielt“, sagt er. Ex-Nationaltorwart Eike Immel zog dereinst ins Camp, um eine dringend notwendige Hüftoperation zahlen zu können, Ailton kam, um Schulden abzubauen. Legat, der in jungen Profi-Jahren schon mal aufmüpfige Jugendliche mit einem Samuraischwert in die Flucht schlug oder die weiße Sporthose auf dem Schalker Mannschaftsfoto bis unter die Achseln zog, sucht das Abenteuer. „Für mich ist das eine Herausforderung, die ich schon immer haben wollte. Ich bin seit neun Jahren großer Fan des Dschungelcamps und habe mich immer gefragt: Warum sitze ich vor dem Fernseher und nicht im Dschungel?“

Jetzt sitzt er da. Und könnte schnell der Star des Formats werden, wenn er Sätze wie diesen auch in Australien erfindet: „Ich habe ne harte Linie, man kann mich als Freund gewinnen oder als Feind verlieren.“