Neue Gebühr Notfall-Tierarztbesuche werden teurer

Düsseldorf · Mehr Geld für den Veterinärmediziner soll zur Kostendeckung beitragen und davon abhalten, grundlos zum Tierarzt zu gehen.

Wenn der Hund außerhalb der regulären Sprechzeiten behandelt werden muss, wird jetzt eine Notdienstgebühr von 50 Euro fällig.

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Tierarztbesuche werden teurer – sofern der Grund ein Notfall außerhalb der regulären Sprechzeiten ist. Tierhalter müssen jetzt zusätzlich zu den Behandlungskosten eine Notdienstgebühr von 50 Euro netto (59,50 inkl. Mehrwertsteuer) zahlen. Zudem ist es dem Tierarzt erlaubt, für die Behandlung das Vierfache des regulären Preises abzurechnen, mindestens der zweifache Satz für tierärztliche Leistungen ist nach dem neuen Paragrafen aber Pflicht. Sollten mehrere Tiere „in der gleichen Angelegenheit“ behandelt werden müssen, so heißt es in der neuen Verordnung, muss die Gebühr allerdings nur einmal entrichtet werden.

Laut Bundestierärztekammer soll die Gebühr dazu beitragen, den Gehaltszuschlag für die Nacht- und Wochenenddienste auszugleichen, sodass der Notdienst weiterhin erhalten bleiben könne. Bisher seien diese Kosten nicht deckend erwirtschaftet worden. „Der Notdienst ist dabei zusammenzubrechen, sodass es in vielen Regionen schon keinen mehr gibt“, sagt Astrid Behr, Sprecherin des Bundesverbands praktizierender Tierärzte. Tierhalter müssten im ländlichen Bereich bereits über 100 Kilometer fahren, um einen tierärztlichen Notdienst aufzusuchen. 60.000 Euro müsse ein Tierarzt monatlich mit dem Notdienst erwirtschaften, um ihn gewährleisten zu können. Das sei bisher nicht der Fall gewesen. „Manche Tierkliniken mit einem 24-Stunden-Notdienst geben ihren Klinikstaus auf, weil sie es personell nicht mehr leisten können“, berichtet die Tierärztin.

Notdienste sollen wirklichen Notfällen vorbehalten bleiben

Außerdem soll die Gebühr Tierhalter dazu animieren, rechtzeitig zum Arzt zu gehen. „Das soll sicherstellen, dass der Notdienst nur für tatsächliche Notfälle bereit steht.“ Zu oft gebe es Leute, die in die Notfallpraxis kämen, obwohl sie schon zuvor hätten kommen können.

Udo Lorenz, Sprecher des Vereins Tierschutz Pfotenfreunde NRW, hat für die Gebühr kein Verständnis. „Das ist eine Frechheit. Die Bürger werden abgezockt.“ Der Tierschutzbund hingegen sieht zwar die Notwendigkeit, glaubt aber nicht, dass die Versorgungsproblematik damit behoben werden könne. Sprecher Tasso Griep zufolge sollten Notdienstringe organisiert und Abweichungen vom Arbeitszeitgesetz zugelassen werden. Und: „Finanziell schwach gestellten Besitzern sollte die Ratenzahlung eingeräumt werden.“

Wie in der Humanmedizin gibt es auch in der Tiermedizin einen Fachkräftemangel. „Erstens haben wir einen Generationenwechsel und zweitens sind die meisten Studierenden weiblich“, erklärt Astrid Behr. Da viele Frauen durch die Familienplanung auf eine Teilzeitstelle reduzieren würden, fehlten die Tierärztinnen später. „Allerdings ist der Mangel ein weltweites Phänomen“, meint Behr. Ein Mittel, um gegenzusteuern, sei der Ausbau der Telemedizin.

Nach Angaben des Zentralverbands zoologischer Fachbetriebe lebten 2018 34,4 Millionen Haustiere in 45 Prozent aller deutschen Haushalten. Das beliebteste Haustier ist die Katze. 14,8 Millionen Stubentiger leben in 23 Prozent aller Haushalte. Knapp jeder fünfte deutsche Haushalt (19 Prozent) hat einen Hund als Mitbewohner.