Tödliche Tiger-Attacke entfacht Debatte um Raubtiere
Münster (dpa) - Die tödliche Tiger-Attacke von Münster hat die Debatte um die Haltung von Raubkatzen in Gefangenschaft neu entfacht. Der deutsche Tierschutzbund und andere fordern, die Sicherheitsstandards zu erhöhen.
Die Staatsanwaltschaft untersuchte den Todesfall. Sie stellte fest: Der Amur-Tiger Rasputin konnte den Tierpfleger tödlich ins Genick beißen, weil der Mann eine Luke zwischen Käfig und Gehege nicht geschlossen hatte. Der Zoo trauerte um den 56 Jahre alten Mitarbeiter.
Der Dompteur Christian Walliser, der vor Jahren einen Tigerangriff überlebte, verteidigte die Arbeit der Tierparks. Einige Tigerarten lebten nur noch in Zoos und nicht mehr in freier Wildbahn. Die Zoos trügen so auch zur Arterhaltung bei, sagte Walliser im Radiosender WDR 2.
Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ hatte nach dem Unglück von Münster gewarnt, Tiger seien „höchst anspruchsvoll in der Haltung und potenziell extrem gefährlich“. Die Raubkatzen stellten auch eine Gefahr für Zoobesucher dar, meinte die Kampagnenleiterin Martina Stephany: „Sie gehören einfach nicht in einen Zoo!“
Zoo-Chef Adler will sich der Diskussion stellen, ohne aber einzelne Tierarten hervorzuheben. „Für mich steht zuerst das Schicksal unseres Mitarbeiters im Fokus, dann erst eine Diskussion um Raubtiere im Zoo. Das ist für mich zweitrangig“, sagte Adler. „Wir können gerne diskutieren, dann aber bitte über das generelle Selbstverständnis von Zoos“, wehrt sich Adler gegen Kritik an der Tigerhaltung. Rasputin bleibt nach Adlers Aussage in Münster.
Über den getöteten Pfleger sagte der Zoo-Chef, der Mann habe über Jahrzehnte einen „starken Platz in der Belegschaft“ gehabt. Im Zoo steht ein Zelt mit einem Kondolenzbuch, in das sich neben den 90 Kollegen des Getöteten auch die Besucher eintragen können. Am Freitag hatten Experten der Dekra abschließend die Technik im Tigergehege untersucht und keine Mängel gefunden.
Die Staatsanwaltschaft stellte ihr Verfahren ein. Sie sieht menschliches Versagen als Ursache des Unglücks. Erste Untersuchungen der Technik im Gehege direkt nach dem Unglück hätten keine Hinweise auf eine technische Panne ergeben, sagte Oberstaatsanwalt Heribert Beck. Der Pfleger hatte wohl beim Füttern vergessen, eine Luke des Käfigs zu schließen. Der Amur-Tiger Rasputin konnte durch die offene Luke zurück ins Gehege laufen, das sein Opfer reinigen wollte.