Raubtiere im Zoo: Artenschutz oder Tierquälerei?
Nach dem Tod eines Tierpflegers im Münsteraner Zoo wird über die Haltung von Raubtieren in Gefangenschaft diskutiert.
Münster. Tiefe Trauer im Zoo in Münster um den Tierpfleger, der von einem Tiger getötet worden war. Der Kollege habe über Jahrzehnte einen „starken Platz in der Belegschaft“ gehabt, sagte Zoodirektor Jörg Adler am Freitag. Im Zoo steht ein Zelt mit einem Kondolenzbuch, in das sich die 90 Kollegen des 56-jährigen Tierpflegers und Besucher eintragen können. Der Mann war vielen Stammgästen des Zoos bekannt. Das gilt auch für Tiger Rasputin, der den Pfleger am Donnerstag mit einem Biss ins Genick getötet hatte. Er war in Tier-Dokumentationen in der ARD zu sehen.
Die Staatsanwaltschaft geht weiterhin von „menschlichem Versagen“ aus. Erste Untersuchungen hätten keine Hinweise auf eine technische Panne ergeben, so Oberstaatsanwalt Heribert Beck am Freitag. Der Pfleger hatte nach bisherigen Erkenntnissen beim Füttern vergessen, eine Luke des Käfigs zu schließen. Der Amur-Tiger konnte durch die Luke zurück ins Gehege gelangen, das das Opfer reinigen wollte.
Die Staatsanwaltschaft hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Bisher gebe es aber keinen Anhaltspunkt für ein Fremdverschulden.
Die Tigerattacke entfachte erneut die Debatte über die Haltung von Raubtieren. Der Dompteur Christian Walliser, der vor Jahren einen Tigerangriff überlebte, verteidigte am Freitag die Arbeit der Tierparks. Einige Tigerarten lebten nur noch in Zoos, sie trügen so auch zur Arterhaltung bei, sagte Walliser im Radiosender WDR 2. Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ hatte darauf hingewiesen, Tiger seien „höchst anspruchsvoll in der Haltung und potenziell extrem gefährlich“. Der deutsche Tierschutzbund forderte, die Sicherheitsstandards zu erhöhen. „Für mich steht das Schicksal unseres Mitarbeiters im Fokus, dann erst eine Diskussion um Raubtiere im Zoo. Das ist für mich zweitrangig“, sagte Zoochef Adler. Er wehrt sich gegen Kritik: „Wir können gerne diskutieren, dann aber bitte über das generelle Selbstverständnis von Zoos.“ Das Tigergehege ist weiter wie gewohnt zu sehen.
Vor einem Jahr war im Kölner Zoo ebenfalls eine Tierpflegerin nach einem Tigerangriff gestorben. 2003 griff ein Tiger Roy Horn vom Magierduo Siegfried und Roy während einer Show an und verletzte ihn schwer.