Trauer um Bergleute - Fahnen in Neuseeland auf Halbmast
Auf ein Wunder wie in Chile hatten die Angehörigen gehofft - doch für die 29 Bergleute in Neuseeland gab es keine Rettung. Explosionen und giftige Gase machten das Überleben der Eingeschlossenen unmöglich.
Wellington. Nach dem schwersten Grubenunglück in Neuseelandseit fast 100 Jahren müssen die Familien der 29 ums Leben gekommenenBergleute wahrscheinlich Wochen auf die Bergung der Leichen warten.Die Einfahrt in die Grube ist wegen giftiger Gase zu riskant, sagteder Chef des Pike-River Bergwerks an der Westküste der Südinsel,Peter Whittall, am Donnerstag. Im ganzen Land wurde getrauert.
DieFahnen wehten auf Halbmast und sämtliche Kirchenglocken läuteten amMittag.Die Bergleute zwischen 17 und 62 Jahren wurden nach einer Explosion am vergangenem Freitag in 120 Metern Tiefe vermisst. Bei einer Sonden-Untersuchung fanden Experten hohe Konzentrationen giftiger Gase.
Das verhinderte eine Rettungsaktion. Am Mittwoch passierte eine zweite, noch stärkere Explosion, die nach menschlichem Ermessen niemand überleben konnte. Die Männer wurden für tot erklärt.In den Schächten sei ein tödliches Reservoir an Methangas und Kohlenmonoxid nachgewiesen worden, deshalb könnten die Bergungsmannschaften zunächst nichts tun, sagte Whittall.
"Es ist dasselbe Szenario wie vergangene Woche. Selbst, wenn wir uns beeilen, kann es eine Woche oder länger dauern, bis man wirklich in die Grube reinkommt. Es könnte ein paar Wochen dauern, bis wir die Leichen bergen können."Im Gegensatz zu den chilenischen Bergarbeitern, die in einer Kupfermine arbeiteten, waren die Kumpels in Neuseeland in einem Kohlebergwerk beschäftigt.
Während die Luft in Kupferminen relativ sauber ist, kann beim Bohren nach Kohle Methan und Kohlenmonoxid frei werden. Nach Angaben der Experten dürften die 29 Männer durch die Ausbreitung des geruch- und farblosen Kohlenmonoxids bewusstlos geworden und dann erstickt sein.Retter hatten die ganze Woche bereitgestanden, um nach ihren vermissten Kumpels zu suchen.
Sie warteten auch am Mittwoch direkt am Eingang des Bergwerks auf grünes Licht für die Einfahrt, als die zweite Explosion passierte. Viele hätten geweint, als ihnen klar wurde, dass sie selbst ums Leben gekommen wären, wenn sie zu dem Zeitpunkt im Bergwerk auf der Suche nach ihren Kollegen gewesen wären, sagte Polizeichef Gary Knowles.
Das schlimmste Bergwerksunglück in Neuseeland ereignete sich 1914, als 43 Bergleute ums Leben kamen. In China waren am 22. November nach einem Wassereinbruch in einem Kohlebergwerk 29 eingeschlossene Kumpel gerettet worden. In Chile waren Mitte Oktober 33 verschütteten Bergarbeiter aus einer Kupfermine gerettet worden. Sie mussten in mehr als 600 Metern Tiefe 69 Tage lang ausharren, bis die Rettung kam.