Türkei: Helfer retten 185 Erdbebenopfer aus Trümmern

Istanbul (dpa) - Türkische Rettungsmannschaften haben am Donnerstag noch 91 Stunden nach dem schweren Erdbeben einen jungen Mann aus den Trümmer eines Hauses gerettet. Insgesamt seien bisher 185 Menschen lebend geborgen worden, teilte der Krisenstab der Regierung mit.

Die Zahl der Toten erhöhte sich am Donnerstag auf 534. Die Hoffnungen schwanden, noch weitere Menschen lebend zu finden. Einsetzender Schneeregen erschwerte in der Provinz Van die Bedingungen für Überlebende des Bebens, von denen einige noch immer auf Zelte warteten.

Rettungsmannschaften suchten in den Trümmern weiter nach Verletzten und Toten. Bisher haben die Retter 2300 Verletzte registriert. Der am Donnerstag gerettete junge Mann wurde in der Stadt Ercis aus dem Schutt eines eingestürzten fünfstöckigen Gebäudes gerettet. Der 19-Jährige sei völlig entkräftet und ausgetrocknet in eine Krankenstation gebracht worden.

Aus dem Ausland traf Hilfe für die Erdbebenopfer ein. Israel lieferte am Donnerstag in einem Flugzeug Wohncontainer nach Ankara, die mit Lastwagen in die Provinz Van gefahren werden sollen. Zudem wurden Hilfslieferungen der Vereinten Nationen erwartet, die Tausende Zelte sowie Decken und Matratzen einfliegen wollten. Am Freitag wollte das Deutsche Rote Kreuz von Berlin aus 500 Familienzelte sowie Decken und Heizöfen in die Türkei fliegen.

Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül kündigte zunächst für Freitag einen Besuch in dem Katastrophengebiet an, sagte diesen dann aber wieder ab. Türkische Medien berichtete, ihm sei davon abgeraten worden, weil dies die Rettungsarbeiten erschweren könne. Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,2 hatte am Sonntag in der Provinz Van fast 2300 Häuser zerstört. Unterdessen wurde die benachbarte Provinz Hakkari am Donnerstag von einem Beben der Stärke 5,4 erschüttert.

Die Provinz Van liegt im Südosten des Landes und grenzt an den Iran. Sie wird mehrheitlich von Kurden bewohnt. Die Türkei wird immer wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte Baufirmen und Aufsichtsbehörden am Vortag schwere Versäumnisse vorgeworfen. Bei der Katastrophe sei der Beton einiger Gebäude wie Sand zerbröselt. Die Nachlässigkeit von Kommunen, Bauunternehmen und Kontrolleuren sei als ein Verbrechen zu betrachten.