Unglück: Das Wunder von Korsika

Nach einer Notwasserung treiben sechs Passagiere einer Cessna stundenlang auf dem offenen Meer, ehe sie am Ende gerettet werden.

Ajaccio/Paris. Es klingt nach der Handlung eines Katastrophenfilms mit Happy-End: Nach Stunden im offenen Meer vor der Küste Korsikas sind sechs Insassen eines abgestürzten Cessna210-Flugzeugs wie durch ein Wunder gerettet worden. Die vier Männer und zwei Frauen trieben nach der Notwasserung in Rettungswesten bei bis zu fünf Meter hohen Wellen in der rauen See, ehe Rettungskräfte sie trotz Dunkelheit aufspüren konnten. "Als das Flugzeug schon unter Wasser war, konnten wir die Türen öffnen und uns retten", sagte Pilot Clément Zylberberg. "Wir haben wahnsinniges Glück gehabt."

Die Cessna mit Zylberberg, seiner Freundin Isabelle, deren Eltern und zwei weiteren Freunden war am späten Montagvormittag in Cannes zu einem Flug über das Mittelmeer aufgebrochen. Schon beim Stopp in Propriano an der korsischen Westküste herrschte schlechtes Wetter. Der geplante Badeausflug fiel deshalb aus, stattdessen gab es nur ein Picknick. Eine Wetterbesserung schien nicht in Sicht, es waren zum Nachmittag sogar Fallwindemit einer Geschwindigkeit von 120Stundenkilometern vorhergesagt.

Das Flughafenpersonal versuchte, Zylberberg zu einem späteren Rückflug nach Cannes zu bewegen - doch der Pilot startete trotzdem gegen 13.30 Uhr. Unter anderem soll einer der Passagiere gedrängelt haben, weil er noch seine Enkeltochter von der Schule abholen müsste. Nur eine Viertelstunde, nachdem Zylberberg schließlich abgehoben hatte, meldete er Motorprobleme und kündigte eine Notwasserung an. Kurz danach verschwand die kleine Maschine vom Radar.

Zwar machten sich umgehend zwei Hubschrauber und ein Aufklärungsflugzeug der Marine auf die Suche, doch bis zum frühen Abend hatten sie nicht einmal Kerosinspuren gefunden. Von dem Flieger fehlte jede Spur. Erst gegen 20 Uhr entdeckten die Helfer das Leuchtsignal einer Schwimmweste. Die Rettungsaktion zog sich über zwei Stunden. Nach und nach fischten die Helfer vom Hubschrauber aus die Überlebenden aus dem 20 Grad kühlen Wasser, den letzten gegen 22 Uhr. "Es ist ein Wunder, es war eine wahnsinnige Rettungsaktion im Dunkeln", sagte einer der Hubschrauberpiloten.

Die Geretteten, die in eine Klinik bei Ajaccio auf Korsika gebracht wurden, kamen relativ glimpflich davon. Alle sechs litten an Unterkühlung. Eine Frau hat sich nach Krankenhausangaben einen Arm gebrochen, ein Mann musste wegen einer Wunde am Kopf behandelt werden.

"Clément ist ein Held", sagte seine Freundin Isabelle. "Er hat mir zweimal das Leben gerettet, erst durch die Notwasserung und dann, indem er mich immer wieder ermutigt hat, als wir im Wasser trieben. Er hat immer gesagt ,Wir schaffen es’, als wir mit den Wellen, den Krämpfen, der Dunkelheit und den Quallen zu kämpfen hatten."