US-Justiz will Polanski aus Polen ausliefern lassen
Krakau (dpa) - Die polnischen Justizbehörden haben einen Auslieferungsantrag der US-Justiz gegen Regisseur Roman Polanski (81) erhalten.
Der Antrag sei zu Jahresbeginn bei der Generalstaatsanwaltschaft eingetroffen und nach Krakau weitergeleitet worden, sagte Boguslawa Marcinkowska, Sprecherin der Krakauer Staatsanwaltschaft, am Freitag. Die Behörde wolle sich zunächst mit dem Schreiben vertraut machen und dann Polanski dazu anhören.
Die US-Justiz ermittelt seit 1977 wegen eines Sexualverbrechens gegen den Regisseur und hatte Polen bereits im vergangenen Jahr um Hilfe bei einer Auslieferung Polanskis gebeten. Die polnische Staatsanwalt hatte damals den Antrag wegen angeblicher Formfehler zurückgewiesen.
Polanski war bereits im September 2009 bei der Einreise in die Schweiz festgenommen worden, als er zum Zurich Film Festival reisen wollte. Die USA hatten 2005 wegen des weit zurückliegenden Sexualdelikts einen internationalen Haftbefehl erwirkt. Er kam mit elektronischen Fußfesseln in den Hausarrest; im Juli 2010 lehnte die Schweiz den Auslieferungsantrag ab. Nach knapp einem Jahr war Polanski wieder frei.
Der Regisseur, der 2003 einen Oscar für sein zur Nazizeit spielendes Drama „Der Pianist“ gewann, hat neben der französischen auch die polnische Staatsangehörigkeit und eine Wohnung in Krakau. Der Regisseur plant, im Frühjahr in Krakau einen Film zu drehen. Seine Anwälte wollen vorher allerdings eine Zusicherung, dass er nicht festgenommen und ausgeliefert wird.
Polanski hatte als Kind im Krakauer Ghetto den Holocaust überlebt und engagiert sich seit Jahren für den Erhalt jüdischer Geschichte in Krakau. Seine Mutter wurde in Auschwitz ermordet. Ende Januar ist der 70. Jahrestag der Befreiung des Lagers. Möglicherweise könnte Polanski dafür anreisen.