Syrien/USA US-Luftschlag gegen Syrien - Reaktion auf mutmaßlichen Giftgasangriff
In Syrien droht die Lage zu eskalieren. Wenige Tage nach einem mutmaßlichen Giftgasangriff lässt US-Präsident Trump Raketen auf einen Flughafen der syrischen Armee abschießen. Er ruft zu einer internationalen Koalition auf, um das „Schlachten“ zu beenden.
Washington/Damaskus. Als Vergeltung für einen mutmaßlichen Giftgasangriff haben die USA einen Luftwaffenstützpunkt in Syrien attackiert. Nach Angaben des Pentagons wurden 59 Raketen des Typs Tomahawk abgeschossen. US-Präsident Donald Trump sagte am späten Donnerstagabend (Ortszeit), er habe den Luftschlag angeordnet. Er sprach von einem Akt der Verteidigung nationaler Sicherheitsinteressen. Mit dem Giftgasangriff vor wenigen Tagen, bei dem zahlreiche Menschen getötet wurden, habe Syrien seine internationalen Verpflichtungen und UN-Resolutionen verletzt.
Von dem nun ins Visier genommenen Flugplatz sei vor wenigen Tagen ein Angriff mit Giftgas auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun ausgegangen, sagte Trump am Rande eines Treffens mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Florida. Diese Attacke sei ein „barbarischer Akt“ gewesen. „Ich rufe heute alle zivilisierten Nationen auf, sich uns anzuschließen“, sagte Trump. Das Blutvergießen in Syrien müsse beendet werden. Bei dem mutmaßlichen Giftgasangriff kamen Aktivisten zufolge mehr als 80 Menschen ums Leben. Der syrische Staatschef Baschar al-Assad hatte die Verantwortung für den Angriff zurückgewiesen. Trump hatte Assad bereits am Mittwoch gedroht und auch schon militärische Schritte angedeutet.
Ein Pentagon-Sprecher bekräftigte, die USA würden den Einsatz chemischer Waffen nicht tolerieren. Die Raketen wurden von Kriegsschiffen im Mittelmeer abgefeuert.
Aus Moskau gab es zunächst keine Reaktion auf den US-Angriff. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte, die USA hätten Russland vorab über den Angriff informiert. Außenminister Rex Tillerson verwies unabhängig davon darauf, dass es vor der Operation keine Absprache oder Koordinierung mit Moskau gegeben habe.
Beim Angriff der USA auf den syrischen Flugplatz hat es nach offiziellen Angaben aus Damaskus „Verluste“ gegeben. Genauere Angaben machte die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Freitagmorgen (Ortszeit) zunächst nicht. Aus der syrischen Armee hieß es, die USA hätten den Flugplatz Al-Schairat nahe der Stadt Homs in Zentralsyrien mit Dutzenden Tomahawk-Raketen beschossen. Der Angriff habe den Flugplatz schwer beschädigt. Die syrische Opposition lobte den US-Angriff auf den Flugplatz als „sehr wichtige Reaktion“.
US-Präsident Trump und Außenminister Rex Tillerson hatten nur Stunden zuvor den Druck auf die Regierung Assads erhöht. Trump sagte mit Blick auf Assad: „Ich denke, er ist der, der die Dinge verantwortet. Und ich denke, es sollte etwas passieren.“ Die USA wollten eine internationale Koalition schmieden, um Assad abzulösen, sagte Tillerson.
Der UN-Sicherheitsrat hatte sich zuvor bei einer Sondersitzung in New York erneut nicht auf eine neue Syrien-Resolution verständigen können. Russland warnte die USA vor „negativen Konsequenzen“ bei einem militärischen Eingreifen. „Alle Verantwortung bei einer militärischen Aktion liegt auf den Schultern von denen, die diese fragwürdige und tragische Unternehmung beginnen“, sagte der stellvertretende russische UN-Botschafter Wladimir Safronkow vor Journalisten im UN-Hauptquartier in New York.
Die US-Regierung hatte bereits eine Kehrtwende in der Syrien-Politik vollzogen. Tillerson hatte vor einer Woche bei einem Besuch in der Türkei gesagt, das Schicksal Assads werde vom syrischen Volk entschieden. Das war eine Abkehr von der Linie der Vorgängerregierung, die dem Machthaber in Damaskus die Hauptverantwortung für den blutigen Konflikt in dem Bürgerkriegsland zuschob und auf seinen Sturz hinarbeitete.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte scharf auf den mutmaßlichen Giftgasangriff reagiert. Es spreche leider manches dafür, dass der Angriff von Assads Regierung ausgegangen sei, „auch dann die anschließende Bombardierung des Krankenhauses, wo die Opfer versorgt wurden“. dpa