Usutu-Virus: „Mancherorts gibt es gar keine Amseln mehr“

Immer mehr Vögel verenden am exotischen Virus. Ob das Sterben bald gestoppt werden kann, ist unklar.

Hamburg. Hunderttausende Vögel sind dem Erreger dieses Jahr bundesweit zum Opfer gefallen. Auch in NRW hat das Usutu-Virus wieder erbarmungslos zugeschlagen. „Mancherorts gibt es gar keine Amseln mehr, es ist wirklich dramatisch“, sagt Norbert Becker. Nach Angaben des Wissenschaftlers von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) mit Sitz im pfälzischen Waldsee werden auch jetzt im Herbst noch tote Vögel gemeldet und untersucht. „Es war noch massiver als im letzten Jahr“, berichtet Becker.

Das Virus wird von Hausmücken auf die Vögel übertragen. Wenn infizierte weibliche Insekten zustechen, machen sie die Tiere krank. 2011 waren nach Schätzungen des Naturschutzbunds (Nabu) rund 300 000 Amseln an dem aus Afrika stammenden Erreger gestorben. Dieses Jahr breitete er sich bis nach Nordrhein-Westfalen aus.

Gefunden wurden unter anderen auch tote Sperlinge, Stare und Eisvögel, doch vor allem den Amseln setzt der Erreger zu. Beinahe stündlich wurden ihm im Sommer tote Exemplare der Vogelart gemeldet, wie Becker berichtet.

Das kann nach Auskunft des Nabu daran liegen, dass tote Amseln besonders auffallen, weil sie in der Nähe der Menschen leben. Amseln sind zudem die häufigste Vogelart bis zu 60 Millionen von ihnen durch Deutschland. Bundesweit gesehen gefährdet das Usutu-Virus ihren Bestand deshalb nicht. Für den Menschen ist der Erreger in den meisten Fällen nicht gefährlich. In Deutschland ist bisher erst ein Fall eines infizierten Mannes bekanntgeworden, wie der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut bestätigt.

Die Experten hoffen nun, dass die Vögel immun gegen das Virus werden. Ansonsten kann nur der gezielte Kampf gegen die Stechmücken helfen. Die Kabs ruft dazu auf, alle Regentonnen abzudecken und notfalls Chemikalien einzusetzen, um Mücken an der Fortpflanzung zu hindern.