Vater löscht seine Familie aus

Die Polizei geht davon aus, dass ein 34-Jähriger seine Frau und die beiden Kinder tötete. Danach legte er ein Feuer.

Langenfeld. Die Fenster in der zweiten Etage des Wohnhauses stehen offen, eine Scheibe ist gebrochen, Glassplitter bedecken den Bürgersteig. Vor dem Haus an der Opladener Straße steht ein Feuerwehrwagen, Einsatzkräfte halten über das Funkgerät Kontakt zur Polizei, die den Verkehr mehrere hundert Meter weiter umleitet. Gegen 6.50 Uhr war die Feuerwehr zu dem Brand in einem Wohnhaus an der Opladener Straße 120 gerufen worden — ein Schwelbrand mit großer Rauchentwicklung. „Der Brand konnte vergleichsweise schnell gelöscht werden“, sagt Polizeisprecher Frank Sobotta wenige Stunden später am Einsatzort. Nachdem das Feuer gelöscht war, entdeckten die Feuerwehrleute jedoch vier Tote — ein Elternpaar, den fünf Jahre alten Sohn und die neun Monate alte Tochter.

Die Polizei geht davon aus, dass der Vater (34) erst seine Familie tötete und dann das Feuer legte. Der Mann hatte einen Abschiedsbrief geschrieben und ihn ins Internet gestellt. Dem Schreiben zufolge, dessen Existenz die Staatsanwaltschaft bestätigt, über dessen Inhalt aber nichts gesagt wurde, soll sich das Drama über mehrere Tage abgespielt haben.

So soll der 34-Jährige zunächst seine Frau (33) und Tochter getötet haben. Die genaue Todesursache ist weiter unklar, möglicherweise wurden die Frau und das Mädchen betäubt und erstickt. Mit seinem fünfjährigen Sohn soll der Mann dann noch einen weiteren Tag verbracht haben, bevor er auch ihn tötete und den Brand legte — bei dem er selbst ums Leben kam.

Der Betrieb in Tabakladen und Supermarkt im Erdgeschoss des Hauses geht weiter. Passanten bleiben stehen. „Stimmt es, dass hier Menschen verbrannt sind?“, fragt eine Frau in die Runde. Um den Einsatzwagen der Polizei, wenige Meter vom Wohnhaus entfernt, hat sich eine Menschentraube gebildet. Eine Frau sitzt weinend auf der Rückbank des Autos. Ein Angehöriger der ums Leben gekommenen Familie steht auf der anderen Straßenseite, den Blick zum Fenster gerichtet. „Ich habe es gerade erst erfahren“, sagt er und wird gleich darauf von einem Seelsorger zu einem Einsatzwagen begleitet. Auch eine Nachbarin blickt immer wieder zur Wohnung hinauf. Sie kannte die Familie und erinnert sich noch an den ersten Brand in der Wohnung Ende Oktober. Damals hatte das Baby mit seinem Schreien die Mutter geweckt, die den Schwelbrand schließlich bemerkte. Die Familie rettete sich auf den Balkon.

Während die Wohnung damals renoviert wurde, sei die Familie zu den Eltern der Mutter gezogen. Vor Weihnachten kamen sie zurück. Der Familienvater hatte die Nachbarin stolz durch die Wohnung geführt. Die Vorwürfe gegen ihn machen die Frau fassungslos. „Vor zwei Tagen habe ich ihn noch gesehen — das Baby im Arm. So stolz, wie es nur ein Vater sein kann.“ Am Abend vor dem Brand habe sie den Jungen noch am Fenster „herumkaspern“ sehen. „Vielleicht wollte er mir etwas sagen.“