Fall in den Niederlanden Vater von isolierter Familie soll zwei Kinder missbraucht haben

Assen · Im Fall der jahrelang isoliert lebenden Familie in den Niederlanden gibt es neue Vorwürfe gegen den Vater. Es geht um zwei seiner Kinder - die jedoch nicht auf dem Bauernhof lebten.

Der Bauernhof in Ruinerwold. Der 67-Jährige wird verdächtigt, zwei seiner drei ältesten Kinder sexuell missbraucht zu haben.

Foto: dpa/Vincent Jannink

Der 67-jährige Familienvater wird verdächtigt, zwei seiner drei ältesten Kinder sexuell missbraucht zu haben, berichtete die niederländische Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Diese Kinder hätten nicht auf dem Bauernhof im Dorf Ruinerwold gelebt.

Der Niederländer und ein 58 Jahre alter Österreicher werden verdächtigt, sechs heute junge Erwachsene neun Jahre lang auf dem abgelegenen Hof festgehalten zu haben. Der mysteriöse Fall war im Oktober öffentlich geworden, als ein 25-Jähriger in einer Kneipe um Hilfe gebeten hatte. Der junge Mann hatte dem Kneipenbesitzer erklärt, dass er sich Sorgen um die Situation seiner Familie mache.

Der 67-Jährige hat insgesamt neun Kinder, die drei ältesten sollen die Familie schon früher verlassen haben. Sie sprachen gemeinsam mit dem 25-jährigen Sohn der Staatsanwaltschaft ihr vollstes Vertrauen aus. Die fünf jüngsten Kinder hingegen sollen ihren Vater unterstützen und sich nicht in der Missbrauchsanklage wiedererkennen, berichtet die niederländische Zeitung „Volkskrant“.

DNA-Analyse bestätigt Vaterschaft

Eine DNA-Analyse hat laut Staatsanwaltschaft ergeben, dass der 67-Jährige tatsächlich der Vater der sechs Kinder auf dem Hof ist. Die Sechs haben demnach auch dieselbe Mutter, die 2004 in Zwolle gestorben sei.

Mit diesen Informationen konnte die Staatsanwaltschaft die Kinder nun beim Standesamt melden. Bisher waren die mittlerweile erwachsenen Kinder nicht registriert, es gab keine offizielle Geburtsurkunde. Der Vater soll zudem ein Kind aus einer vorherigen Ehe haben.

Dem 67-Jährigen werden auch Geldwäsche und Freiheitsentzug vorgeworfen. Er und der Österreicher werden verdächtigt, vor zehn Jahren einen 69-jährigen Mann aus Österreich in dem Ort Meppel für mehrere Monate festgehalten zu haben. Der 58-jährige Österreicher war Pächter des Bauernhofes und soll als Handwerker gearbeitet haben. Beide Verdächtigen müssen sich erstmals am 21. Januar kommenden Jahres bei einer Vorbereitungssitzung vor Gericht verantworten.

Der 67-jährige Familienvater war in den 1980er Jahren Mitglied des niederländischen Zweigs der Moon-Sekte. Dies bestätigte ein Sprecher der Organisation, die sich heute als Föderation für Weltfrieden bezeichnet. Damals sei der Mann nach Deutschland ausgereist, und die Organisation habe den Kontakt zu ihm verloren.

(lha/dpa)