Venezuela: Blutbad nach Meuterei im Gefängnis

Caracas (dpa) - Bei einer Gefängnismeuterei sind in Venezuela vermutlich mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten wurde auch 24 Stunden nach dem Zusammenstoß zwischen Soldaten und Häftlingen nicht offiziell bestätigt.

Mehrere Medien berichteten übereinstimmend von 54 Todesopfern und mehr als 80 Verletzten in der Haftanstalt in Uribana (Bundesstaat Lara). Vize-Präsident Nicolás Maduro sprach von einem „tragischen Durcheinander“ und kündigte eine Untersuchung an. Die Militärs wollten das Gefängnis durchsuchen, um eingeschmuggelte Waffen zu beschlagnahmen und um Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Banden zu beenden.

Der Einsatz der Soldaten begann am Freitag um 07.00 Uhr in der Früh. Mit der Aktion reagierten die Sicherheitskräfte nach Angaben der Ministerin Iris Varela auf Informationen über Streit zwischen Gangs. „Aufgrund gewalttätiger Vorkommnisse im Gefängnis von Uribana wurde eine Durchsuchung notwendig, um die Insassen der Haftanstalt komplett zu entwaffnen“, hieß es in einer Erklärung. Als die Nationalgarde mit der Aktion begonnen habe, sei sie von den Anführern der Banden angegriffen worden.

Varela machte zugleich den oppositionellen TV-Sender Globovision, soziale Netzwerke im Internet und die Web-Seite der Tageszeitung „El Impulso“ für den Gewaltausbruch mitverantwortlich. Deren Ankündigung über die Durchsuchungsaktion sei am Freitag „ein Zünder für die Gewalt“ gewesen, die dann zur Meuterei geführt habe. Zwei Stunden nach Beginn des Einsatzes waren nach Medienangaben Detonationen in dem Gefängnis zu hören. Es sollen Granaten explodiert sein. 20 Krankenwagen waren im Einsatz. In dem Komplex sind etwa 2500 Männer und 140 Frauen inhaftiert.

Vize-Präsident Maduro kam erst in der Nacht aus Kuba zurück, wo er erneut den krebskranken Staatschef Hugo Chávez besucht hatte. Er bedauerte den Vorfall. Die Gefängnisse müssten vom Gesetz regiert werden und Zentren zur Resozialisierung sein, sagte er.

Der Oppositionspolitiker Henrique Capriles Radonski warf der Regierung vor, sie sei unfähig, die Lage in den Gefängnissen zu kontrollieren. „Wie viele Tote muss es noch geben, bis die Regierung ihr Scheitern anerkennt und es Änderungen gibt?“, fragte er. Die Behörden seien nicht in der Lage, in den Haftanstalten oder auf den Straßen für Sicherheit zu sorgen.

In Venezuela kommt es in den oft überfüllten Gefängnissen immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen. Oft handelt es sich dabei um Abrechnungen zwischen rivalisierenden Banden. Die Waffen werden meist von Besuchern oder bestochenen Wärtern in die Haftanstalten geschmuggelt. Im vergangenen August waren in dem Gefängnis Yare I der Stadt Guatire bei Caracas 25 Häftlinge bei blutigen Kämpfen zwischen Gangs ums Leben gekommen.