Versace rockt, Armani ist romantisch
Mailand (dpa) - Die Frau zieht sich im Herbst/Winter 2012/13 in ihren Mantel zurück. Lange, umhüllende Formen dominieren die Laufstege der noch bis Dienstag stattfindenden Defilees der Milano Moda Donna.
Jil Sander zeigte zum Beispiel am Samstagnachmittag voluminöse Kaschmirmäntel mit unterschiedlich gefärbten Innen- und Außenseiten. Die Show war der emotionale Höhepunkt der Mailänder Modewoche. Denn mit dieser Kollektion verabschiedete sich Raf Simons als Kreativdirektor der Marke. Diese Funktion wird nun Jil Sander (68) selbst wieder übernehmen. Simons brach am Ende der Vorführung unter den Ovationen des stehenden Publikums in Tränen aus.
Emotionen spielten auch bei Versace eine Rolle. Denn mit ihrer am Freitagabend gezeigten Kollektion knüpfte Donatella Versace an die letzte Arbeit ihres 1997 ermordeten Bruders Gianni an, der das Label einst zu Weltruhm führte. Mit ihrem fulminanten Mix aus Gotik und Hard Rock, den byzantinischen Kreuzen und den vielen Metallelementen erwies sie nicht nur ihm eine Hommage, sondern bestätigte zudem das in diesen Tagen oft gezeigte Bild einer starken, bisweilen auch aggressiven Frau.
Giorgio Armani war immer der große Gegenpol zu Gianni Versace. Armani entwirft für die Ehefrau, Versace für die Geliebte, lautete ein Sprichwort aus jenen Tagen. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Viele Rüschen und Blütenapplikationen, dazu Kleid oder Rock, stets mit einer Bermuda-Shorts unterlegt - so präsentierte sich am Samstag Emporio Armani, die junge Linie des Designers.
Viele Fachleute trauen Gabriele Colangelo durchaus zu, dass er der nächste große Name der italienischen Mode wird. Sein großes Talent unterstrich er am Freitagabend eindrucksvoll. In den Schnitten seiner Mäntel steckt viel Handwerkskunst, und sein Spiel mit grafischen Linien ist ebenso raffiniert wie sein Farbgefühl.
Blumarine kleidet im Herbst/Winter 2012/13 eine Frau ein, die auf jeden Fall auffallen will. Zottelige Pelzjacken in lauten Farben, Leopardenmuster von Kopf bis Fuß, glänzende Plastikoberflächen, lackierte Jeanshosen und Hip-Hop-Ketten garantieren einen hohen Wirkungsgrad auf der Straße.
Das Münchner Label Aigner stellte sich dagegen mit einer schlichten Eleganz vor. Es gibt kragenlose gegurtete Mäntel, fließende Jersey-Kleider, Hosen mit hoher Taille und glänzende Seidenröcke.