Neuer Redaktionsleiter kritisiert Konzept bei „Gottschalk live“
Berlin (dpa) - Der künftige Redaktionsleiter der quotenschwachen Sendung „Gottschalk live“, Markus Peichl, gibt dem Format derzeit schlechte Noten. „Es gibt kein klares Konzept“, sagte der 53-jährige Österreicher „Spiegel Online“ über die Vorabend-Show von Thomas Gottschalk (61).
„Mal führt er Gespräche, mal kommentiert er das Tagesgeschehen. Mal gibt es Einspielfilme, mal keine. Mal kommen Superpromis ins Studio, mal Unbekannte. Der Zuschauer muss wissen, was ihn erwartet.“ Gleichwohl geht Peichl davon aus, dass der Showmaster in Zukunft wieder mehr Zuschauer anziehen wird.
„Thomas ist wie ein Auto, das locker 300 PS schafft, im Moment aber nur 40 auf die Straße bringt. Jetzt muss die Redaktion an den richtigen Schrauben drehen“, sagte Peichl, der von März an das Zepter übernehmen soll. So wolle er dafür sorgen, „dass Gottschalk sich im Studio wohlfühlt“. Auch sei er davon überzeugt, dass dem Moderator „diese unglaubliche Gabe, alles aus dem Stand heraus witzig zu kontern“, nicht verloren gegangen sei.
Zum Zeitplan für Veränderungen sagte Peichl: „Bis zur Sommerpause sitzt das Konzept. Ab Herbst wird sich das auf die Quoten auswirken.“ Er sei sich sicher, dass es die Sendung dann noch geben werde.
Gottschalk hatte nach seinem Wechsel vom ZDF-Quotenbringer „Wetten, dass..?“ zur ARD am 23. Januar mit seiner 19.20-Uhr-Show begonnen. Nach einer Einschaltquote von 4,34 Millionen Zuschauern zum Start sank der Zuspruch kontinuierlich und hat sich bei 1,5 Millionen Zuschauern eingependelt.
Der SPD-Medienpolitiker Marc Jan Eumann hatte die Kosten der Gottschalk-Sendung in der ARD kritisiert und ein Werbeverbot für die Öffentlich-Rechtlichen gefordert. „Fernsehen braucht Stars. Aber die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender müssen schon sehr sorgfältig kalkulieren, wie viel Gebühren sie für einen einzigen Moderator ausgeben“, sagte Eumann in einem Interview der „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung“ NRZ (Samstag). Die ARD habe gehofft, mit zusätzlicher Werbung die Gage für Gottschalk wieder hereinholen zu können. „Das scheint nicht zu klappen“, sagte Eumann, Vorsitzender der Medienkommission der SPD und NRW-Medienstaatssekretär.