Verschollene Boeing: Familien verlieren die Hoffnung
Nach zwei Wochen Bangen ist klar: Die verschollene Boeing mit 239 Menschen an Bord ist im Indischen Ozean abgestürzt.
Peking. Aus dem Raum mit den Familien im Pekinger Lido Hotel erschallen Schreie und lautes Weinen. Die Angehörigen der chinesischen Passagiere an Bord von Flug von MH370 erhalten gerade die schlimme Nachricht, dass die Boeing 777-200 im südlichen Indischen Ozean abgestürzt sein muss. In die Trauer mischt sich geballte Wut. „Mörder, Mörder!“, ruft eine Frau, die aus dem Saal kommt, das Gesicht von Tränen überströmt.
Der Zorn richtet sich gegen die für den Flug verantwortliche Malaysia Airlines. Das Hin und Her der frustrierenden Suche hat den Verwandten die letzten Nerven geraubt.
Immer noch fühlen sich die Verwandten betrogen, schlecht informiert. „Sie haben uns überhaupt nichts richtig erklärt!“, schreit eine wütende Frau. „Wir warten hier seit 17 Tagen“, sagt eine andere. „Das dürfen sie doch nicht einfach so verkünden. Das ist falsch.“ Sie kann in ihrer Verzweiflung immer noch nicht glauben, dass das Flugzeug am 8. März wirklich abgestürzt ist. „Wo ist der Beweis, wo ist der Beweis?“
Ein Mann schüttelt ungläubig den Kopf über die plötzlich vorliegenden Satellitendaten, wonach das letzte Signal der Maschine vor gut zwei Wochen 2500 Kilometer westlich von Australien aufgeschnappt worden sein soll. „Wie kann ihnen das jetzt erst auffallen?“, fragt der Chinese. „Zeitlich passt es doch alles nicht zusammen.“ Es hätte viel früher klar sein müssen, dass die Maschine noch so lange geflogen sei. „Sie müssen das gewusst haben.“
Manche der Familien hatten noch auf Rettung für ihre Lieben gehofft. Aber viele wollten nur noch Gewissheit, was mit Flug MH370 mit 239 Passagieren an Bord passiert ist. Die Angehörigen hätten verzweifelt nach einer Antwort gesucht, sagt Psychiaterin Li Xianyun, die viele Verwandte und Freunde betreut.
Die Medizinerin ist auf Prävention von Suiziden spezialisiert. Und sie macht sich große Sorgen, wie manche Verwandte jetzt reagieren. „Eine Depression, die von einem großen Verlust ausgelöst wird, ist die Hauptursache für Suizide“, sagt die Fachärztin. Eine schreckliche Nachricht könne ganz unterschiedliche Emotionen auslösen. „Manche werden sehr traurig und weinen. Andere werden wütend auf die Inkompetenz der Behörden.“
„Ihre Freunde und Verwandten sollten in engem Kontakt zu ihnen bleiben“, rät die Fachärztin. Gerade jene, die bis zuletzt gehofft hatten, bräuchten besondere Aufmerksamkeit, wenn die schreckliche Befürchtung zur Gewissheit wird.