Zu wenig Platz für Öko-Hühner: Ermittler sehen keinen Betrug
Schwerin/Rostock (dpa) - Bei der Produktion von Bio-Eiern sind im Vorjahr in Mecklenburg-Vorpommern Haltungsvorschriften verletzt worden, ein Betrugsverdacht hat sich aber nicht bestätigt.
„Aus den Ermittlungen haben sich keine Anhaltspunkte für eine planmäßige Täuschung der Verbraucher ergeben“, sagte Staatsanwalt Martin Fiedler am Montag der Nachrichtenagentur dpa.
Deshalb würden die strafrechtlichen Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Rostock in Kürze eingestellt. Zuvor hatte die in Verdacht geratene Erzeugergemeinschaft Fürstenhof GmbH in Finkenthal als Reaktion auf einen „Spiegel“-Bericht erklärt, dass in den 14 zur Gemeinschaft gehörenden, selbstständigen Höfen „die Ökoverordnung befolgt und die Richtlinien eingehalten“ würden.
Dem war aber wohl zumindest zeitweilig nicht so. In einigen Fällen sei die Auslauffläche der Legehennen zu gering gewesen, sagte Staatsanwalt Fiedler. Die Flächenmaßgabe war demnach zwischen 10 und 30 Prozent unterschritten worden. Hühner in ökologischer Haltung dürfen nicht weniger als vier Quadratmeter Auslauf haben. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) kündigte am Montag die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens gegen die betroffenen Agrarbetriebe durch das Landwirtschaftsamt an. Ihnen drohten Bußgelder. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen hatten sich gegen drei Produzenten mit insgesamt vier Standorten gerichtet.
Die Verstöße waren schon im März 2013 festgestellt und auch publik gemacht worden. Das Ministerium habe ein vorläufiges Vermarktungsverbot für 12 000 Bio-Legehennenplätze erteilt, betonte Backhaus und verwies auf regelmäßige Kontrollen. Rund 420 000 Bio-Legehennenplätze seien seinerzeit überprüft worden. Da inzwischen keine Anhaltspunkte mehr für Regelverstöße vorlägen, könne die Erzeugergemeinschaft wieder uneingeschränkt Bio-Eier liefern, hieß es aus dem Ministerium. Die Handelskette Alnatura, die nach Angaben von Sprecherin Stefanie Neumann in norddeutschen Filialen Eier von Fürstenhof bezieht, behalte die Bio-Eier im Angebot.
Laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) in Bonn ist der Durchschnittspreis für Bio-Eier in Deutschland mit 29 Cent fast doppelt so hoch wie bei Eiern aus konventioneller Bodenhaltung von Hühnern. Im Bio-Fachhandel würden für Eier bis zu 50 Cent je Stück gezahlt. Von den 12,2 Milliarden Eiern, die im Vorjahr in Deutschland produziert wurden, trugen laut AMI 891 Millionen ein Öko-Siegel, rund sieben Prozent.
Der Geschäftsführer des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Stefan Zwoll, nahm die neuerliche Debatte um die gesicherte Herkunft von Bio-Produkten zum Anlass, einheitliche Kontrollvorgaben zu fordern. „Der Bund zertifiziert die privaten Kontrollstellen, die Kontrolle der Kontrolleure aber obliegt den Bundesländern. Dafür brauchen wir bundesweit einheitliche Kriterien“, sagte Zwoll.
Das Bundesagrarministerium verwies auf die Notwendigkeit gesicherter Verbraucherinformationen. Gelten müsse: „Wo bio draufsteht, muss auch bio drin sein.“
Nach Ansicht von Backhaus hat sich das Kontrollsystem in Deutschland im Grundsatz bewährt. Die Agrarminister der Länder würden sich bei ihrer Tagung Anfang April im brandenburgischen Cottbus aber mit der Weiterentwicklung des Öko-Kontrollsystems befassen. „Ich will keine Verstaatlichung der Kontrollen, sondern eine stärkere Überprüfung der privaten durch amtliche Kontrollen. Und dabei müssen wir ein bundesweit einheitliches Vorgehen sicherstellen“, betonte auch Backhaus.
Der Fachverein Öko-Kontrolle e.V. in Karow, der in Mecklenburg-Vorpommern den Großteil der Öko-Betriebe auf Einhaltung der Richtlinien kontrolliert und die Bio-Siegel vergibt, steht seit längerem in der Kritik. Der Leiter der bundesweit tätigen Kontrollstelle wurde Anfang März abgelöst. Eine Tiefenkontrolle habe schon im Sommer 2013 „Missstände“ offenbart, hatte Backhaus Anfang März erklärt.