Viele Ältere steigen um auf den ÖPNV

Senioren, die freiwillig ihren Führerschein abgeben, fahren in manchen NRW-Städten gratis mit Bus und Bahn.

Foto: Friso Gentsch

Düsseldorf/Dortmund. Freiwillig auf den Führerschein verzichten und dafür zwei oder drei Monate umsonst mit Bus und Bahn fahren. Viele Verkehrsbetriebe in NRW haben gute Erfahrungen mit diesen Angeboten für ältere Verkehrsteilnehmer gemacht. Die Stadtwerke in Dortmund etwa bieten Senioren zwei Gratis-Monate im ÖPNV. „Unsere Aktion wird jedes Jahr von 100 Menschen genutzt“, sagt Stadtwerkesprecher Hans-Peter Frittgen.

Auch Senioren in Essen, Münster und Rheine können ihre Fahrerlaubnis gegen Tickets tauschen. „Ein Erfolg!“, heißt es aus Rheine. Seit der Einführung 2012 tauschten dort mehr als 300 Ältere Führerschein gegen Fahrkarte — auf freiwilliger Basis.

Andere Erfahrungen mit diesem Angebot hat die Rheinbahn gemacht. Das Düsseldorfer Verkehrsunternehmen startete vor fünf Jahren eine Aktion — drei Monate lang Bus und Bahn fahren — und erntete einen Sturm der Entrüstung. „Es gab jede Menge böser Briefe und Anrufe“, sagt Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster. Seit dem verzichtet die Rheinbahn auf solche Angebote — wie auch die Stadtwerke in Wuppertal und Krefeld. Zu hoch sei die Gefahr, dass ältere Menschen sich gedrängt und diskriminiert fühlten.

Der ADAC findet die Aktionen der Städte grundsätzlich nicht schlecht — so lange es freiwillige Angebote sind. „Einen Zwang darf es dabei nicht geben“, sagt Sprecher Andreas Hölzel. „Entscheidend für einen Führerscheinverzicht sind ja nicht das Alter der Fahrer, sondern Gesundheit und Routine.“

Gegen Zwang ist auch das NRW-Verkehrsministerium, das die Eigeninitiative der Städte aber sehr begrüßt. Ein regelmäßiger, verpflichtender Führerschein-Check für Ältere, der von manchem Experten gefordert wird, ist kein Thema. „Begrüßen würde das Ministerium hingegen einen verpflichtenden Sehtest alle 15 Jahre in Verbindung mit der künftig notwendigen Erneuerung des Führerscheines.“ ost