Von Tränen und Schwergewichten - Die Netzwelt-Köpfe des Jahres
Berlin (dpa) - 2013 war das Jahr des Internets. Allerdings nicht unbedingt nur im positiven Sinne. Ein vorher unbekannter Informatiker veränderte den Blick auf die Überwachung der digitalen Kommunikation durch die Geheimdienste.
Ein kompletter Außenseiter brach 2013 in die Riege der altbekannte Spitzenfiguren der Internet-Branche ein:
Edward Snowden: Der gerade einmal 30-Jährige Systemadministrator
ist über Nacht zu einer Schlüsselfigur für die Zukunft der
Internet-Industrie geworden. Die geheimen Dokumente, die er beim
US-Geheimdienst NSA mitgehen ließ, offenbarten eine ausufernde
Internet-Überwachung. Die Enthüllungen schwächen das Vertrauen in
amerikanische Online-Unternehmen und befeuern zugleich eine Bewegung
für mehr Verschlüsselung im Netz.
Mark Zuckerberg: Für den 29-jährigen Facebook-Gründer war es ein
gutes Jahr. Mit der Erholung der Facebook-Aktie schoss auch sein
Vermögen über 30 Milliarden Dollar. Facebook bekam die Probleme im
Werbegeschäft auf Smartphones in den Griff und verdient auch dort
gutes Geld. So war Zeit für den Schutz der eigenen Privatsphäre:
Zuckerberg kaufte laut US-Berichten Grundstücke um sein Haus in Palo
Alto, damit sie nicht Immobilienspekulanten in die Hände fallen.
Tim Cook:Der 53-jährige Apple-Chef brauchte in seinem zweiten Jahr
an der Spitze des iPhone-Konzerns starke Nerven. Analysten kreiden
Apple unter Cook einen Mangel an neuen Produkt-Innovationen an.
Investoren wie der gefürchtete Firmenjäger Carl Icahn wollen mehr von
Apples Milliarden-Geldberg. Die Schwäche der Apple-Aktie im Frühjahr
und Sommer konnte Cook aber überwinden.
Steve Ballmer: Tränen in den Augen hatte der 57-Jährige, als er zum
letzten Mal vor eine große Versammlung der Microsoft-Mitarbeiter
trat. Ballmer ist seit fast 30 Jahren bei dem Windows-Riesen, erst
als rechte Hand von Gründer Bill Gates, seit 2000 als Chef. Er habe
jedoch eingesehen, dass er den Weg für einen Neuanfang freimachen
müsse, sagte der für überdrehte Auftritte bekannte Ballmer. Mit dem
Ende August angekündigten Rückzug bahnt sich das Ende einer Ära an.
Marissa Mayer: Die langjährige Google-Managerin trat Mitte 2012 mit
vielen Vorschuss-Lorbeeren als Retterin des seit Jahren schwächelnden
Internet-Pioniers Yahoo an. In diesem Jahr fiel die 38-Jährige mit
dem Kauf der Blog-Plattform Tumblr für 1,1 Milliarden Dollar und
Hochglanz-Fotos in ihren liebsten Designer-Sachen in der „Vogue“ auf.
Eine Wende bei Yahoo ist ihr allerdings bisher nicht gelungen:
Werbeerlöse und Gewinn fielen zuletzt erneut enttäuschend aus.
Julian Assange: Für den Wikileaks-Gründer war es kein schönes Jahr.
Er verbrachte 2013 in einem kleinen Zimmer in der Londoner Botschaft
von Ecuador. Assange versteckt sich dort vor einer Auslieferung nach
Schweden, wo ihm sexuelle Vergehen vorgeworfen werden. Laut Wikileaks
befürchtet der 42-Jährige, dass Schweden ihn an die USA weiterreicht.
Dort hieß es jüngst, eine Anklage gegen Assange sei unwahrscheinlich,
weil man dann gegen Medien wie die „New York Times“ vorgehen müsste.
Kim Dotcom: Der schwergewichtige Internet-Unternehmer mit deutschen
Wurzeln kann wieder große Töne spucken. Sein Schicksal schien schon
besiegelt als US-Behörden ihm 2012 massive Urheberrechts-Verstöße
vorwarfen und sein Vermögen in Neuseeland beschlagnahmt wurde. Doch
das Auslieferungsverfahren steckt fest, der 39-jährige Dotcom alias
Kim Schmitz wohnt wieder auf seinem Anwesen und startete den neuen
Speicherdienst Mega, der bereits 500 Millionen Dateien enthält.