Panorama VW-Bus: Familienauto und Campinglegende
Nur wenige Autos schaffen es, als mehr als ein funktionales Fahrzeug in das kulturelle Gedächtnis einzugehen. Der VW-Bulli ist eines von ihnen: Es ist Familien-Auto, 68er-Reminiszenz, Campinglegende.
Eine lebendige Fankultur hält den Kult am Leben, in Film und Literatur spielt der Bulli oft eine Hauptrolle und ist zum Mythos eines unverwüstlichen Automobils geworden — werfen wir einen Blick auf die lebendige Geschichte des Kultautos.
Die Anfänge: Nutzfahrzeug mit Freiheitsversprechen
Wenn die drei Freunde in Edgar Rais Bestseller „Nächsten Sommer“ zu ihrer Reise von Berlin nach Südfrankreich aufbrechen, dann tun sie das nicht in irgendeinem Auto. Nein, sie fahren mit einem orangenen VW-Bulli, dessen Seitenspiegel nur mit Panzerklebeband halten. Alt und klapprig? Vielleicht. Aber unverwüstlich und für jedes Abenteuer gewappnet — das ist der „VW-Bulli“. Die Anfänge dieses Mythos liegen in den 1950er-Jahren: Als im März 1950 der erste T1 vom Band lief, war damit ein Auto geboren, das — je nach Ausführung — sowohl Platz für die ganze Familie bot, zugleich aber auch zum Transporter für die gewerbliche Nutzung taugte. Dieses Freiheits- und Flexibilitätsversprechen bildet bis heute die Grundlage der unterschiedlichen Ausstattungsvarianten des Bullis.
Das „Arbeitstier“, wie ein Artikel im Stern den Bulli liebevoll nennt, deckte damit in der jungen, wirtschaftlich aufstrebenden Bundesrepublik den Bedarf nach einem flexiblen Multifunktionsauto. Bald war es auf den Straßen nahezu omnipräsent. Der Autor des Buches „Die Bulli-Legende“, Alexander F. Storz, erklärt gegenüber dem Stern, dass weniger die technischen Besonderheiten des VW-Busses denn die Allgegenwart in den 1950er- und 60er-Jahren für den heutigen Kult verantwortlich seien.
Von der Hippie-Bewegung zur Campinglegende
Dass der VW-Bus auch ein wahres Platz- und Komfortwunder für Campingausflüge aller Art ist, beweist ein Spaziergang über die hiesigen Campingplätze. Wer selbst keinen Bulli fährt, mietet sich das ikonische Fahrzeug für Roadtrips jeder Art und Länge inzwischen einfach online. Ein VW-Bulli scheint geradezu mit Roadtrip-Abenteuern aller Art verknüpft zu sein. Dafür gibt es die derzeitigen Generationen des T5 und T6 auch als Spezialausführung „California“. Mit diesen Modellvarianten ist kein eigener Umbau zum Camper mehr notwendig. Stattdessen erhält man ab Werk ein vollwertiges Wohnmobil — je nach Variante sogar mit Aufstelldach.
Die Wurzeln des Bullis als Campingmobil für lange Roadtrips und Urlaubsfahrten liegen in der Entwicklung einer Campingbox von Westfalia für den T1. Die Hippie-Bewegung in den 1960er-Jahren befeuerte den Trend zusätzlich und verhalf dem VW-Bus endgültig zu ihrem bis heute andauernden Ruf eines idealen Reisemobils. Damals sorgten die bunt verzierten Bullis überall auf den Straßen Europas und in den USA für Aufsehen — ein Bild, das sich so fest im kulturellen Gedächtnis der westlichen Welt verankert hat, dass selbst Jahrzehnte später im Animationsfilm „Cars“ der Bulli — wie sollte es anders sein — einen freundlichen Hippie verkörpert.
Ab 2022 elektrisch und autonom?
Über das „Hippie-Image“ war VW selbst zunächst gar nicht so erfreut — den enormen Verkaufszahlen hat es aber jedenfalls nicht geschadet. Auch heute noch ist der Transporter auf Campingplätzen, bestückt mit Surfbrettern und Fahrrädern, oder als Baustellenfahrzeug an nahezu jeder Straßenecke zu erspähen. Schaut man sich das künftige Nachfolgemodell des Bulli an, scheint es fast, als habe sich VW mit der Geschichte des Fahrzeugs längst abgefunden: Das für 2022 angekündigte elektrische und autonome Modell „I.D. Buzz“ erinnert optisch an den T1 und kombiniert geschickt futuristische Designelemente mit dem Retro-Charme der einstigen Hippie-Mobile T1 und T2. Auch innerlich gibt es interessante Parallelen zum T1: So soll vorerst der Motor des E-Golfs verbaut sein. Der erste T1 verfügte seinerzeit ebenfalls über entlehnte Technik: So unter anderem über den Heckantrieb des Käfers. In jedem Fall finden Vergangenheit und Zukunft einer echten Legende zusammen.
Bildrechte: Flickr At the bus station Torsten Scholz CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten