Was man 2015 über Thanksgiving wissen sollte
Washington (dpa) - Thanksgiving ist für viele US-Amerikaner wichtiger als Weihnachten: Das Fest der Familie und Freunde, das alle an einem Tisch versammelt, um einander Danke zu sagen. Es geht auf frühe Einwanderer zurück, die der Überlieferung nach mit Wampanoag-Indianern ihr Festmahl teilten.
Jetzt ist es wieder soweit: Zehn Stichworte zu Thanksgiving im Jahr 2015, das mit dem deutschen, religiös geprägten Erntedankfest nur am Rande zu tun hat.
Familienstress: Zu dir oder zu mir? Diese Frage treibt US-Familien weniger zu Weihnachten als zu Thanksgiving um. Schon Wochen vorher kreisen Leserfragen in Lebenshilfekolumnen, etwa in der „Washington Post“, um das delikate Thema, wie, wann, welche Familie besucht werden sollte. Psychologen geben Tipps, damit das Ganze nicht im emotionalen Chaos endet. „Platzieren Sie Familienmitglieder mit unterschiedlichen politischen Ansichten weit voneinander entfernt“, lautet ein Ratschlag im Vorwahlkampfjahr.
Verkehrsinfarkt: Der Tag vor Thanksgiving ist der verkehrsreichste des Jahres. Der amerikanische Autoclub AAA erwartet, dass von Mittwoch bis Sonntag rund 47 Millionen Reisende unterwegs sind, nochmals 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Benzinpreise sind so niedrig wie zuletzt 2008.
Oversize-Truthähne: Truthähne in Übergröße sind 2015 schwerer zu bekommen, weil die Vogelgrippe zu Jahresbeginn acht Millionen Truthähne das Leben kostete. Während in den 1930er Jahren ein schlachtreifer Truthahn im Schnitt 6 Kilogramm schwer war, bringen die Tiere mittlerweile 10 oder sogar 15 Kilogramm auf die Waage. Zwei Turkeys kommen jährlich mit dem Leben davon, weil sie traditionell am Mittwoch vor dem Fest vom US-Präsidenten „begnadigt“ werden.
Fleischlose Truthähne: Für die wachsende Zahl von Vegetariern und Veganern ist Land ist Sicht. Inzwischen gibt es zahlreiche Websites mit fleischlosen Rezeptalternativen. Auch die „New York Times“ hat eine üppige Seite zu Veggie-Thanksgiving. Wer allerdings an einem hellbraunen Stück Tofu in Truthahnform herumsäbelt, wie ebenfalls auf dem Markt, dürfte mitleidige Blicke aus dem Familienkreis ernten.
Ermüdende Truthähne: Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass das im Truthahnfleisch enthaltene TryptophanMüdigkeitsanfälle auslöst. Chemisch sei das jedoch nicht zu erklären, erläutert der „Scientific American“ in einem Blog. Grund für die Erschlaffung seien wohl vielmehr die Menge des Essens, des Alkohols und der Familienmitglieder, die es zu umarmen gilt.
Brennende Truthähne: An Thanksgiving passieren dreimal so viele Küchenbrände wie an normalen Tagen, warnt die Nationale Feuerschutz-Gemeinschaft NFPA. 2013 seien mehr als 1500 Feuer ausgebrochen. „Die Leute bereiten dann oft so viele verschiedene Gerichte zu, dass schnell mal eins im Ofen vergessen wird“, sagt die NFPA-Vizechefin. Vor allem vom Versuch, die Riesenvögel zu frittieren, wird abgeraten.
Was vom Truthahn übrig bleibt:Von den etwa 46 Millionen Truthähnen, die an diesem Thanksgiving auf den Tischen stehen werden, wird voraussichtlich wieder mehr als ein Drittel weggeworfen. Zuletzt landeten mehr als 90 000 Tonnen Fleisch in der Tonne.
Football: Nach dem Festessen ist es Zeit für etwas sportlichen Ausgleich. Vor dem Fernseher. Das gemeinsame Thanksgiving-Football-Schauen, Tradition seit Jahrzehnten, gehört für viele dazu wie der Kürbiskuchen.
Familienzeit: In diesem Jahr hat StoryCorps, ein Format im öffentlichen US-Rundfunk, zu einer ungewöhnlichen Thanksgiving-Mitmachaktion aufgerufen. Motto: Nutzt die rare gemeinsame Zeit und interviewt ältere Familienmitglieder zu ihren schönsten und prägendsten Lebenserinnerungen.
Einkaufsrausch: Folgt am Tag nach dem Festessen. Der „Black Friday“ ist traditionell der umsatzstärkste Tag des Jahres. Angesichts immenser Sonderangebote erledigen viele Amerikaner erste Weihnachtseinkäufe. Allerdings bleibt der „Black Friday“ seit zwei Jahren hinter den hohen Erwartungen zurück, denn immer mehr Geschäfte öffnen schon am Thanksgiving-Abend ihre Pforten - vorher ein Tabu - oder offerieren ihre Preisnachlässe online.