Washington: U-Bahn-Fahrt in den Tod

Unfall: Eine Kollision im Bahnnetz von Washington fordert neun Tote. Es klang wie eine „Explosion“.

Washington. Neun Tote und 76 zum Teil schwerverletzte Menschen, so lautet die Bilanz des schwersten Unfalls in der 33-jährigen Geschichte der U-Bahn in Washington. Bei Takoma Park, einem Vorort an der Grenze zwischen der Hauptstadt und dem Bundesstaat Maryland, prallte am Montagnachmittag um kurz nach 17Uhr Ortszeit ein vollbesetzter Zug der "roten Linie" mit voller Geschwindigkeit auf eine stehende U-Bahn. Die Wucht des Zusammenstoßes riss mehrere Waggons auf. Sitze wurden auf die Gleise sowie den Bahnsteg geschleudert. Wagen waren ineinander verkeilt.

"Ich dachte, es sei eine Explosion", berichtete der Passagier Abra Jeffers, der in einem der Züge saß. Zuerst habe er an Bombenanschläge ähnlich denen in London im Juli 2006 gedacht.

Innerhalb weniger Minuten waren mehr als 200 Rettungskräfte und Feuerwehrleute im Einsatz. Mit Schneidbrennern versuchten sie, schreiende oder bewusstlose Passagiere zu befreien. Zunächst hieß es, dass sieben Menschen ums Leben gekommen seien. Als die Bergungsarbeiten aber bis in die Nacht fortgesetzt wurden, wurden zwei weitere Leichen gefunden.

Experten der Verkehrssicherheitsbehörde NTSB äußerten den Verdacht, dass das computergesteuerte Ampelsystem der Washingtoner Metro womöglich versagt habe und die Zugführerin, die bei dem Zusammenstoß ebenfalls ums Leben kam, nicht schnell genug reagierte, um den Fehler zu korrigieren. Während des Berufsverkehrs werden die kleineren Züge, die weniger als 8 Waggons haben, von Computern gesteuert, die sowohl das Tempo als auch Bremsgeschwindigkeiten bestimmen.

Vor vier Jahren hatte die Software bereits einmal für wenige Sekunden versagt. Zwei Lokführer konnten ihre Züge aber rechtzeitig manuell bremsen und verhinderten somit einen Zusammenprall im Tunnel.