Wegen Schweinegrippe größte Impfwelle seit 1961
Berlin. Im Herbst rollt in Deutschland die größte Impfaktion der Bevölkerung seit fast 50 Jahren an. Zu der freiwilligen Massenimpfung gegen die Schweinegrippe werden zunächst 25 Millionen Bürger aufgerufen, die in sensiblen Bereichen arbeiten wie im Gesundheitswesen, bei Feuerwehren, Polizei und Rettungsdiensten.
Auch chronisch kranke wie Diabetiker, Asthmakranke und Übergewichtige sollen als erste geimpft werden.
"Deutschland ist auf die neue Grippe gut vorbereitet", sagte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) am Mittwoch in Berlin weiter. Durch Verordnungen mit den Bundesländern hatte sie zuvor rechtlich den Weg für die Impfaktion freigemacht. Sie ist für die Bürger kostenlos. "Die Impfungen werden freiwillig sein. Es ist ein Angebot", betonte Schmidt. In Deutschland sind bislang über 700 Schweinegrippe-Fälle registriert.
Insgesamt werden zunächst 50 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen, damit 25 Millionen Menschen in zwei Durchgängen geimpft werden können. Die bisher letzte vergleichbare Impfaktion hatte es in der alten Bundesrepublik 1961 gegeben. Damals erhielten 60 Millionen Bürger eine Schluckimpfung gegen Kinderlähmung (Polio).
Bisher, sagte Schmidt, sei die Schweinegrippe in Deutschland "sehr moderat" verlaufen. Der Krankheitsverlauf könne aber schwieriger werden, wenn er auf eine Grunderkrankung treffe. Die Massenimpfung erfordert eine große organisatorische Anstrengung. Schmidt geht davon aus, dass die Krankenhäuser selbst ihr Personal impfen und dass Firmen in ihren Räumen Impfmöglichkeiten anbieten.
In den einzelnen Bundesländern wird es jetzt bis Herbst Vereinbarungen mit den einzelnen Krankenkassen geben. Darin sollen auch die Aufrufe zu der Impfaktion und die Orte, wo geimpft werden kann, geregelt werden.
Nach jüngsten Zahlen der EU-Seuchenbehörde ECDC sind bislang weltweit rund 120 000 Menschen an Schweinegrippe erkrankt, es gibt jedoch eine hohe Dunkelziffer. 589 der Patienten sind gestorben, 14 davon in Großbritannien. In Deutschland registrierte das Robert Koch- Institut bislang 834 Schweinegrippe-Fälle.