Weiteres Opfer von Zugunglück bei Bad Aibling gestorben

Erst wird bekannt, dass der Fahrdienstleiter von Bad Aibling vor dem Zusammenstoß zweier Züge auf seinem Handy gespielt haben soll. Einen Tag später stirbt ein weiteres Opfer an seinen schweren Verletzungen.

Foto: Josef Reisner

Bad Aibling (dpa) - Gut zwei Monate nach dem katastrophalen Zugunglück von Bad Aibling ist ein weiteres Opfer gestorben. Der 46-Jährige aus dem Landkreis Rosenheim erlag am Mittwoch in einem Münchner Krankenhaus seinen schweren Verletzungen, wie die Polizei mitteilte. Damit erhöht sich die Zahl der Todesopfer auf zwölf. Nach dem Verdacht der Ermittler, dass der zuständige Fahrdienstleiter der Bahn kurz vor dem Umglück Handyspiele gespielt haben soll, wies der Konzern auf ein striktes Verbot solcher Ablenkung im Dienst hin.

Beim Zusammenstoß der beiden Meridian-Nahverkehrszüge auf der Linie zwischen Rosenheim und Holzkirchen waren am 9. Februar auch mehr als 80 Menschen teils lebensgefährlich verletzt worden. Der Fahrdienstleiter hatte den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge beide Züge gleichzeitig auf den eingleisigen Streckenabschnitt geschickt. Es kam zum Frontalzusammenstoß. Zudem soll der Mann beim Auslösen eines Notrufs die falsche Taste erwischt haben, sodass die Warnung nicht bei den beiden Lokführern ankam.

Bahnchef Rüdiger Grube wollte sich am Mittwoch wegen der laufenden Ermittlungen nicht dazu äußern, dass der Fahrdienstleiter auf dem Mobiltelefon gespielt haben soll. Wenn es so gewesen sei, wäre dies aber abweichend von der Vorschrift und er hätte sich damit strafbar gemacht, sagte Grube in Berlin. Die Vorschriften seien eindeutig.

Nach Bahn-Angaben geht daraus hervor, dass die Mitarbeiter private Smartphones bei der Arbeit nur nutzen dürfen, wenn das für ihre Tätigkeit unbedingt erforderlich ist. Der Gebrauch eines Mobiltelefons für Computerspiele sei während der Arbeit ausdrücklich verboten. Dies gelte auch für Fernseh- und Radiogeräte. Bei der Aus- und Fortbildung werde dies betont.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wollte den konkreten Fall wegen der laufenden Ermittlungen nicht kommentieren. Grundsätzlich seien sich die Fahrdienstleiter aber „ihrer Verantwortung bewusst, die sie tragen, und nehmen sie auch wahr“, sagte ein EVG-Sprecher.

Der Fahrdienstleiter von Bad Aibling sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft. Gegen den 39-Jährigen wird wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ermittelt.