Wenden: Gewalteinwirkung bei zwei der Babys nachgewiesen
Bei den am Mittwoch untersuchten beiden Mädchen ist bei der Obduktion Gewalteinwirkung als vermutliche Todesursache festgestellt worden. Alle drei Babys haben nach der Geburt gelebt.
Olpe. Bei der Obduktion der beiden Mädchen am Mittwoch wurde festgestellt, dass sie beide, genau wie ihre Schwester, nach der Geburt gelebt haben. Sie waren zudem lebensfähig und wiesen keine Missbildungen auf, die ihren Tod erklären könnten. Beide Babys waren in einem Zustand wie unmittelbar nach der Geburt - insbesondere war die Nabelschnur bei beiden noch vorhanden.
Zur Todesursache sagte Staatsanwalt Johannes Daheim am Mittwoch in Olpe, es habe "gewisse, noch klärungsbedürftige Anzeichen für Fremdeinwirkung" gegeben. Auch das zweite Kind "hat richtungsweisende äußere Anzeichen von Gewalt aufgewiesen", die "vorbehaltlich weiterer Untersuchungen als todesursächlich angesehen werden können".
Nähere Angaben machte der Staatsanwalt "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht. Daheim betonte lediglich, die drei Mädchen seien nicht erfroren, sondern "durch noch nicht aufgeklärte andere Umstände" zu Tode gekommen. Die weiteren Untersuchungen werden in allen drei Fällen mindestens noch eine Woche in Anspruch nehmen.
Gegen die festgenommene Mutter besteht weiterhin der Verdacht des Totschlags. Die 44-Jährige ist allerdings nach Polizeiangaben weiter nicht vernehmungsfähig. Die unter Schock stehende Frau werde angehört, so bald ihr Gesundheitszustand dies zulasse, kündigte der Hagener Mordkommissionschef Herbert Fingerhut an.
Im Zuge der Ermittlungen vernahm die Polizei nach eigenen Angaben bislang rund 50 Menschen aus dem Umfeld der Familie. Dabei hätten sich keinerlei Hinweise auf "irgendwelche sozialen Auffälligkeiten" bei der Mutter oder den anderen Familienangehörigen ergeben, sagte Fingerhut.
Die Familie sei weder polizeilich noch bei Ämtern in Erscheinung getreten, "auch nicht beim Jugendamt des Kreis Olpe". Die Nachbarn in dem 1600-Einwohner-Dorf Möllmicke hätten sich von Leichenfunden in dem Fachwerkhaus "erschüttert" gezeigt. "Es waren keine Anzeichen vorhanden."
Der 18-jährige Sohn der Familie hatte die Leichen am Samstag bei der Suche nach einer Tiefkühlpizza in der Truhe gefunden. Nachdem die Eltern am Sonntag von einem Kurzaufenthalt im Schwarzwald zurückgekehrt waren, stellten der Sohn und seine 24-jährige Schwester die Mutter und den 47 Jahre alten Vater zur Rede.
Anschließend fuhren Tochter und Eltern gemeinsam zur Polizei, wo die Mutter die Tat teilweise gestand. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen die drei toten Mädchen schon seit vielen Jahren in der Kühltruhe in der Waschküche des Wendener Fachwerkhauses gelegen haben, das die Familie seit 1984 bewohnt.