Anwalt von Inzest-Täter erhält Drohungen aus aller Welt
Josef Fritz solll jahrelang die Behörden über die Herkunft der drei Babys getäuscht haben.
Wien. Der Verteidiger des Inzest-Täters von Amstetten in Österreicherhält seit der Übernahme des Mandats in der vergangenen Woche Drohanrufe und-Mails aus aller Welt. „Es ist unfassbar, ich werbe doch nicht um Verständnisfür meinen Mandaten“, sagte der Jurist der Nachrichtenagentur APA am Dienstag.Die Drohungen stammten unter anderem aus England und den Niederlanden und kämen„aus allen Bildungsschichten“.
Josef Fritzl (73), der seine TochterElisabeth 24 Jahre lang in einem Kellerverlies gefangen hielt und sie immerwieder vergewaltigte, sitzt seit einer Woche in St. Pölten (Niederösterreich) inUntersuchungshaft. Er soll an diesem Mittwoch erstmals von einer Staatsanwältinvernommen werden, wird jedoch möglicherweise die Aussage verweigern.
Ihm drohenim Fall einer Verurteilung Haftstrafen zwischen zehn Jahren und lebenslang. EineZweidrittelmehrheit der Österreicher hat sich nach Umfragen inzwischen für eineVerschärfung der Strafen für Sexualdelikte ausgesprochen.
Nach Angabender Polizei vom Montag hatte Fritzl den Keller in seinem Haus zu einemfensterlosem Verlies ausgebaut, aus dem es wegen zahlreicher Betontüren undelektronischer Sicherungen kein Entkommen gab. Seine Tochter Elisabeth und dreider von Fritzl im Inzest gezeugten Kinder lebten dort bis zu ihrer Befreiung am26. April.
Inzwischen berichtet „Spiegel-Online“ unter Berufung aufBehördendokumente, dass Josef Fritzl jahrelang die Behörden über die Herkunftder drei Babys täuschte, die er Elisabeth F. jeweils wenige Monate nach derenGeburt im Kellerverlies wegnahm.Fritzl hatte den Behörden weißgemacht, dassseine Tochter weggelaufen und ihm die Kinder vor die Tür gelegt hatte.
Im Laufeder Jahre seien die Kinder nur sechsmal, zuletzt 1997, vom Jugendamt inAmstetten besucht worden. Unter anderem schlug er den Behörden selbst vor, diejeweils beigelegten Briefe graphologisch untersuchen zu lassen, ob sie auchwirklich von seiner Tochter stammten. Dabei hatte er die Briefe seiner Tochterselbst diktiert.