Kindstötung: Ermittler warten auf Obduktion

Nach der Entdeckung von drei in einer Kühltruhe in einem Fachwerkhaus im sauerländischen Wenden liegenden Babyleichen werden an diesem Dienstag erste Hinweise auf die genaue Todesursache erwartet.

Wenden/Olpe. Es seimöglich, dass es bereits erste Ergebnisse der Obduktion in der DortmunderGerichtsmedizin gebe, sagte ein Sprecher der ermittelnden SiegenerStaatsanwaltschaft. Allerdings könnten sich die Untersuchungen auch verzögern,da die möglicherweise seit Jahrzehnten in der Eiseskälte liegenden Körper ohnetechnische Hilfsmittel aufgetaut würden.

Am Samstag hatte der 18 Jahrealte Bruder der Neugeborenen bei der Suche nach einer Tiefkühlpizza dengrausigen Fund gemacht. Am Sonntag hatte sich die Familie daraufhin selber beider Polizei gemeldet.

Das Amtsgericht Olpe erließ am Montag Haftbefehlgegen die 44 Jahre alte Mutter der drei Neugeborenen. Die Mutter von drei 18, 22und 24 Jahre alten Kindern steht im Verdacht, drei weitere Schwangerschaftenselbst vor ihrem 47 Jahre alten Ehemann geheim gehalten zu haben. Es gebeHinweise darauf, dass die Frau die drei Kinder zu verschiedenen Zeitpunktenlebendig zur Welt gebracht habe, sagte der Staatsanwalt. Die Frau habezugegeben, die Kinder nach deren Tod in der Truhe abgelegt zu haben.

DieFamilie aus dem Dörfchen Möllmicke bei Wenden war bisher völlig unauffällig. „Esgibt bei uns keinerlei Akten“, sagte der Fachdienstleiter des Olper Jugendamtes,Thomas Droste. NRW- Familienminister Armin Laschet (CDU) geht davon aus, dassder Staat solche Fälle nicht verhindern kann. Da es keine Akten über die Familiegebe, würden auch soziale Frühwarnsysteme nicht greifen, sagte er der„Westfalenpost“ (Dienstagausgabe). Man könne nicht hinter jedes Kinderbett einenSozialarbeiter stellen. Laschet betonte aber, dass die Zahl der Babymorde in denvergangenen Jahren nicht zugenommen habe: Offenbar schaue die Gesellschaftaufmerksamer hin.