Tote Säuglinge: Mutter wegen Totschlags-Verdachts festgenommen
Wie die Polizei mitteilte, ist die Mutter der drei in einer Tiefkühltruhe gefundenen Babys unter dem Verdacht des Totschlages festgenommen worden. Obduktionsberichte zur Todesursache sind frühestens am Dienstag zu erwarten.
Olpe/Dresden. In Wenden im Sauerland hat die Polizei drei Babyleichen in einer Tiefkühltruhe entdeckt, die dort zum Teil seit Ende der achtziger Jahre lagen. Gegen die mutmaßliche Mutter der Säuglinge wurde Haftbefehl wegen Totschlags beantragt, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag in Olpe mitteilten.
Die 44 Jahre alte Frau und Mutter dreier erwachsener Kinder stand unter Schock und konnte zunächst nicht vernommen werden. Unklar war am Montag auch, wie die Säuglinge ums Leben kamen. Dazu muss laut Polizei das Obduktionsergebnisse abgewartet werden, das frühestens Dienstag vorliegt.
"Wir können noch keine Aussagen zum Zustand der Leichen machen und zur Art und Weise, wie die Neugeborenen zu Tode kamen", sagte der Leiter der Mordkommission, Herbert Fingerhut. Ob die Babys getötet worden seien, könne erst gesagt werden, wenn sie in der Gerichtsmedizin in Dortmund untersucht worden seien. Dafür müssten die kleinen Körper aber erst einmal aufgetaut werden.
Sicher ist aber, dass eines der Babys in eine Zeitung aus dem Jahr 1988 eingewickelt worden war. "Wir vermuten daher, dass um diesen Zeitpunkt herum auch die Tat lag", sagte Fingerhut.
Den Angaben zufolge entdeckte der jüngste Sohn der Familie die toten Babys am Samstag zufällig in der Tiefkühltruhe, die in der Waschküche der Familie steht. Auf dem Grund der Truhe, unter etlichen, seit Jahren abgelaufenen Lebensmitteln, stieß der 18-Jährige auf eine Plastiktüte. Durch diese waren Kopf und Arm eines Babys zu sehen, das in ein blutgetränktes Handtuch und eine Zeitung eingewickelt worden war.
Gemeinsam mit seiner 24 Jahre alten Schwester stellte er seine Eltern zur Rede, wie die Ermittler mitteilten. Daraufhin fuhren die Mutter, ihr 47 Jahre alter Ehemann und die Tochter am Sonntagabend zur Polizei und erstatteten selbst Anzeige.
Die Mutter der Säuglinge steht den Angaben zufolge völlig unter Schock und ist nicht ansprechbar. "Sie hat geschluchzt und gezittert. Man sah ihr ihre Notlage an", sagte Fingerhut. Das Wenige, das sie gesagt habe, sei so zu interpretieren, dass sie die Babys zur Welt gebracht habe und sie es gewesen sei, die die Leichen in der Kühltruhe versteckt habe.
"Auffällig war, dass sie sich schuldig fühlte", sagte der Ermittler. Die Familie, zu der auch noch ein 23 Jahre alter Sohn gehört, steht laut Fingerhut unter Schock und wird psychologisch betreut. "Nach übereinstimmenden Angaben der Angehörigen ist innerhalb der Familie nicht bekannt geworden, dass die Mutter schwanger war."
Es gebe keine Hinweise, dass der Familienvater, ein Elektriker, etwas ahnte. Auch in der Nachbarschaft und in der Verwandschaft habe niemand Beobachtungen gemacht, die darauf hindeuteten, dass die 44-jährige Frau noch häufiger schwanger war. "Das hört sich seltsam an", räumte Ermittler Fingerhut ein. Es gebe aber solche Fälle in der Kriminalgeschichte.
Zudem sei die Frau sehr korpulent, so dass mögliche Schwangerschaften womöglich einfach nicht auffielen. Fingerhut sagte weiter, dass ein Totschlag, sollte er sich bewahrheiten, noch nicht verjährt sei. Laut Polizei wohnt die Familie seit 1984 völlig unauffällig in Wenden-Möllmicke. Sie sei weder bei der Polizei noch beim Ordnungsamt jemals aktenkundig geworden.
In jüngster Zeit hatten mehrere Fälle von toten Säuglingen bundesweit für Aufsehen gesorgt. Erst am Samstag war in Sachsen ein totes Baby in einem Straßengraben im Landkreis Riesa-Großenhain gefunden worden. Wie ein Polizeisprecher am Montag in Dresden sagte, starb der sieben Monate alte Junge etwa eine halbe Stunde nach seiner Geburt an Gewalt, Kälte und fehlender medizinischer Versorgung. Das Kind sei lebensfähig gewesen. Nach der Mutter wird gesucht.