Kellerverlies: Ermittlungen bald abgeschlossen

Die Ermittlungen im Kellerverlies in Amstetten sind bald abgeschlossen. Die Opfer von Fritzl sind nach wie vor in der Klinik vom Rest der Welt abgeschottet. Nach Berichten der behandelnden Ärzte befinden sie sich auf dem Weg der Besserung.

Amstetten. Im Inzest-Fall von Amstetten stehen die Ermittlungen der Polizei am Tatort kurz vor dem Abschluss. Wie der Leiter der Kriminalpolizei Niederösterreichs, Franz Polzer, am Montag vor Journalisten mitteilte, steht inzwischen fest, dass der Inzest- Täter Josef Fritzl (73) seine Verbrechen lange Zeit vor der Gefangenschaft seiner Tochter Elisabeth im Jahr 1984 geplant hat.

Bei ihren bisherigen Ermittlungen entdeckten die Beamten in den vergangenen Tagen insgesamt acht zum Teil elektronisch gesicherte Zugangstüren zu dem Verlies, in dem Fritzl seine Tochter seit 1984 gefangen hielt. Dort verging er sich regelmäßig an ihr.

LKA-Chef Polzer bezeichnete Fritzl als einen Täter, der alles darangesetzt habe, die Straftat "mit unglaublicher Energie alleine durchzuziehen" und seinen persönlichen Nutzen daraus zu ziehen. Auf die Frage, ob Fritzl bereits psychiatrisch untersucht worden sei, wies Erster Staatsanwalt Sedlacek auf eine Eingangsuntersuchung zum Beginn der Untersuchungshaft hin. Eine für ein späteres Gerichtsverfahren verwertbare Untersuchung gebe es noch nicht.

Über eine Fortdauer der Untersuchungshaft für Fritzl wird am kommenden Montag entschieden. Wie Staatsanwalt Gerhard Sedlacek sagte, wird dann ein anderer Haftrichter darüber befinden. Am vergangenen Dienstag hatte eine Haftrichterin in St. Pölten eine vorläufige Untersuchungshaft über Fritzl verhängt. Mitte dieser Woche will die Staatsanwaltschaft Sedlacek zufolge mit dem Täter sprechen. Sein Anwalt hat ihm jedoch geraten, die Aussage zu verweigern.

Nach Angaben des Leiters der Klinik, in der Elisabeth Fritzl, ihre fünf Kinder und ihre Mutter betreut werden, machen die Opfer von Fritzls Verbrechen inzwischen Fortschritte. Die Familie wird von einem Team von 15 Ärzten und Pflegekräften betreut. Dabei werde zunächst vor allem der Tagesablauf im Kellerverlies berücksichtigt, sagte Bernhard Kepplinger, der leitende Arzt.

Dort hätte die Mutter sich bemüht, den Kindern einen "regulären" Ablauf zu bieten. "Dabei hat sie Erstaunliches geleistet", sagte Kepplinger. Dennoch sei die Zeit der Gefangenschaft sehr langsam vergangen. "Diese Langsamkeit wollen wir auch erhalten", erklärte der ärztliche Direktor der Landesklinik Amstetten. So lege die Mutter täglich mehrere Ruhe- und Schlafpausen ein.

Um der Familie einen Neustart zu ermöglichen, sei ihr hermetisch abgeschirmter Bereich mit Dingen ausgestattet worden, die sie auch früher gehabt hätten. Dazu gehören laut Kepplinger ein Aquarium und auch Stofftiere für die Kinder. Beide Teile der Familie lerne sich allmählich kennen. Es gelinge ihr zunehmend, den Alltag selbst zu organisieren und es gebe viele Gespräche untereinander.

Der gesundheitliche Zustand der Familienmitglieder, die zuletzt in dem Kellerverlies eingesperrt waren, bessere sich allmählich, sagte Kepplinger. Die Mutter und ihre Kinder reagieren demnach nicht mehr so empfindlich auf Licht. Zudem bessere sich auch ihr Sinn für räumliche Orientierung. Vor allem das jüngste Kind, ein fünf Jahre alter Junge, mache größere Fortschritte. "Er wird immer lebendiger und fasziniert durch Witz und Kontaktfreudigkeit", sagte Kepplinger.

Auf Drängen seiner Tochter habe Josef Fritzl sie und die Kinder mit Vitamin-Präparaten und einer UV-Licht-Lampe versorgt. Damit wurden die Auswirkungen der jahrelangen Keller-Gefangenschaft möglicherweise gemindert.

Der Zustand der 19 Jahre alten Kerstin, die am 19. April lebensgefährlich erkrankt ins Krankenhaus Amstetten gebracht worden war, hat sich nach den Worten des Leiters der Landesklinik, Albert Reiter, etwas gebessert. Auch wenn keine akute Lebensgefahr bestehe, sei ihr Zustand nach wie vor ernst, und sie liege im künstlichen Tiefschlaf.

Es handele sich um ein sehr komplexes Krankheitsbild. Eine Prognose über die Dauer ihrer Genesung gebe es derzeit nicht. Kerstin solle optimale Möglichkeit zu einer vollständigen Genesung gegeben werden. Allerdings ist noch immer nicht sicher, ob sie die schwere Erkrankung überleben wird.