Wenn die innere Uhr empfindlich aus dem Takt gerät

Zeitumstellung: Es geht nur um eine Stunde. Doch die Wirkung auf den menschlichen Organismus ist größer als gedacht.

München. Sonntag wird die Uhr von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt. "Reine Routine", denken da wohl die meisten - freuen sich auf eine Stunde mehr Schlaf und ärgern sich, dass es früher dunkel wird. Reine Routine? Denkste.

Der Chronobiologe Till Roenneberg von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ist überzeugt, dass die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus größer sind als gedacht.

Jeweils acht Wochen haben er und sein Team das Verhalten von 50 Menschen rund um die beiden Zeitumstellungen des Jahres untersucht. Dazu haben sie Fragebögen ausgewertet, die mehr als 55000 Menschen ausgefüllt haben. Ergebnis: "Die innere Uhr passt sich im Winter dem Lauf der Sonne an, das hört mit dem Wechsel auf Sommerzeit abrupt auf", sagt Roenneberg. Der Schock für den Organismus ist offenbar zu groß. Stehen wir im Winter im Schnitt erst vor, dann mit, dann nach Sonnenaufgang auf, werden wir mit der Umstellung um vier Wochen zurückgeworfen und stehen wieder vor der Sonne auf.

"Das ist, als ob man die gesamte deutsche Bevölkerung im Frühjahr nach Marokko umsiedelt und weiter nach deutscher Zeit arbeiten lässt", sagt der Chronobiologe.

Übrigens: Menschen, bei denen die Kluft zwischen innerer und äußerer Uhr besonders groß ist, greifen im Schnitt öfter zu Stimulantien wie zum Beispiel Zigaretten.

Doch nach Roenneberg können wir ab morgen erst einmal aufatmen, da die beiden Uhren ab Sonntag wieder im Gleichklang laufen. "Die innere Uhr wird quasi wieder freigelassen", sagt er.

Welche langfristigen Auswirkungen die Zeitensprünge auf den Menschen haben, mag der Forscher noch nicht abschätzen. Aber: "Schlaf, Licht und innere Uhr bilden ein Dreieck, in dessen Zentrum Wohlbefinden und Gesundheit stehen."