Werke aus drei Jahrzehnten: Kai Althoff im MoMA
New York (dpa) - Der große weiße Raum im obersten Stockwerk des New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) riecht nach frischer Farbe. An den Wänden und in der Mitte sind rund 200 Gemälde, Collagen, Skulpturen und Videos zu einem Gesamtkunstwerk drapiert.
Puppen und Stoffe lugen hervor, es erinnert an ein Kinderzimmer aus einem Gruselfilm.
„Und dann überlasst mich den Mauerseglern“ heißt die Ausstellung, mit der das renommierte MoMA ab diesem Sonntag (18. September) den 1966 in Köln geborenen Künstler Kai Althoff ehrt. Er sei „einer der großartigsten und unvorhersagbarsten Künstler seiner Generation“, heißt es vom MoMA.
Bei der Vorbesichtigung der Schau ist Althoff nirgends zu sehen. Aber er hat, wie es so seine Art ist, eine Botschaft hinterlassen. „Anlässlich dieser einzigartigen Ausstellung stellt der Künstler die folgende Mitteilung zur Verfügung“, schreibt das MoMA und zitiert dann vier Absätze lang Althoff.
„Das MoMA hat mir alle Freiheiten gegeben, seine Räume und Ressourcen zu nutzen, um meine Arbeit auf eine Art und Weise zu präsentieren, wie ich es für ihre Existenz und für mein Leben zu dieser Zeit passend finde“, heißt es da. „Ich bin dafür sehr dankbar, denn auch wenn ich mich selbst unter Druck setze, zu einer Schlussfolgerung im Hinblick auf die Vergangenheit zu kommen, kann ich viele der Sachen, die ich bisher gemacht habe - und viele nennen das Arbeit - nicht verteidigen oder als etwas ansehen, mit dem sich die Menschen abgeben sollten. Meistens habe ich sie einfach erstmal für mich gemacht.“
Sein Selbstvertrauen sei „furchterregend schwankend“, schreibt Althoff. „Es gibt wirklich keinen Grund, warum meine Sachen in einem Museum ausgestellt werden sollten und die von anderen Menschen nicht.“
Althoff hat es Kunstfans und Kritikern noch nie leicht gemacht. Wenig ist über den Künstler bekannt, er gilt als scheu und zurückgezogen, gibt wenige Interviews und lässt sich selten fotografieren. Seine Teilnahme an der documenta 13 in Kassel 2010 sagte er kurz vor Beginn ab, der handgeschriebene Absagebrief wurde zum eigenständigen Kunstwerk. Trotzdem macht seine Kunst weltweit Furore. Althoff bekam unter anderem Einzelausstellungen in Vancouver, Boston, Chicago, Zürich und in seiner Kölner Heimat.
Für die Schau in New York, die bis zum 22. Januar 2017 zu sehen sein soll, hat Althoff Werke aus den vergangenen drei Jahrzehnten neu arrangiert. Ob das Gesamtkunstwerk mehr als die Einzelstücke sei, das müssten die Besucher entscheiden, schreibt der Künstler. „Ich vertraue ihnen vollkommen.“