Wetterjahr mit zwei Gesichtern: Durchschnittlich trotz Kapriolen

Offenbach (dpa). Aufreger gab es beim Wetter 2013 genug: Erst kam der Winter nicht richtig in Gang, dann dauerte er viel länger, als man sich wünschen konnte. Ostereier mussten im Schnee gesucht werden, es war kälter als Weihnachten.

Und dann kam der große Regen. Dennoch: Unterm Strich wird 2013 vermutlich als weitgehend normal in die Statistik eingehen. Das ist aber kein Widerspruch zu den Wetterkapriolen mit heftigen Ausschlägen bei Temperatur und Niederschlag, denn am Jahresende werden die Mittelwerte ausgerechnet.

„Das Jahr hatte zwei Gesichter“, sagte DWD-Präsident Gerhard Adrian der Nachrichtenagentur dpa. Einerseits sei es recht durchschnittlich gewesen: etwas zu warm und trotz Regenfluten sogar zu trocken, ein bisschen zu trüb. Andererseits habe es Extreme gegeben: kaum Sonne im Winter und Frühling, danach enorme Regenmassen und verheerendes Hochwasser im Süden und Osten, gefolgt von Hitzewellen mit heftigen Gewittern. Schließlich im Herbst die Orkane „Christian“ und „Xaver“ im Norden.

Zeichen für den Klimawandel? Experten haben immer wieder vorhergesagt, dass es heftigere Unwetterereignisse geben werde. DWD-Präsident Adrian äußert sich zurückhaltend: „Trotz der Ballung von Wetterextremen im zurückliegenden Jahr gilt nach wie vor: Das kann in unserem mitteleuropäischen Klima in einzelnen Jahren immer wieder mal vorkommen und ist deshalb kein Beleg für oder gegen den Klimawandel.“

Einen deutschlandweiten Rekord vermeldeten die Meteorologen aber doch für 2013: Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 war ein Winter so trüb wie der 2012/13. Nur 96 Sonnenstunden gab es von Dezember bis Februar. Und der Winter wollte nicht enden. Im kältesten März seit Jahrzehnten lag die Mitteltemperatur um 3,3 Grad unter dem Normalwert. Weite Teile Deutschlands lagen wochenlang unter einer Schneedecke. Scheinbar ein Widerspruch zur Tendenz, dass die Schneesicherheit in den deutschen Skigebieten sinkt. Diese Tendenz ermittelte der DWD aus den Jahren 1970 bis 2010. Das zeigt, dass ein Jahr zu wenig für einen langfristigen Trend ist.

So richtiges Frühlingswetter gab es auch im April nicht, und im Wonnemonat Mai kam der große Regen, einzelne Regionen verzeichneten Monatsrekorde, etwa Hamburg oder Thüringen.

Die Böden waren klatschnass. Der DWD rechnete aus, dass 40 Prozent von Deutschland von der größten Bodenfeuchte seit über 50 Jahren betroffen waren. Der größte Teil der landwirtschaftlichen Flächen war übersättigt, es bildeten sich große Pfützen, die Felder waren nicht befahrbar, manche Saaten soffen ab. Die Spargelernte war nicht nur verspätet wegen des kalten Frühjahrs, sondern fiel auch noch schlecht aus.

Aber das Schlimmste stand noch bevor: Vom 30. Mai bis zum 2. Juni fiel auf die nassen Flächen erneut Dauerregen - 22,8 Billionen Liter bilanzierte der DWD für Deutschland. Das meiste bekamen Bayern, Sachsen, Thüringen und Hessen ab. Hinzu kam die Schneeschmelze in den Alpen. Die übernasse Erde konnte die neuen Wassermassen nicht aufsaugen, und so floss viel oberirdisch ab.

Bäche und Flüsse wurden zu reißenden Gewässern. Es gab ein Jahrhunderthochwasser, das zweite nach 2002, Deiche brachen, ganze Landstriche entlang der Elbe im Osten und entlang des Inns und der Donau im Süden standen wochenlang unter Wasser. Landwirte verloren ihre Ernte, Menschen standen schon zum zweiten Mal in wenigen Jahren vor ihren verwüsteten Häusern.

Der Sommer entschädigte für den trüben Frühling mit viel Sonne und wenig Regen. Nach der DWD-Statistik war es einer der wärmsten Sommer seit über 120 Jahren. Allerdings war es nicht gleichmäßig schön, sondern es gab drei Hitzewellen mit Temperaturen nahe 40 Grad Mitte Juni, Ende Juli und Anfang August. Sie wurden jeweils von heftigen Gewittern beendet. Örtlich prasselten tennisballgroße Hagelkörner zur Erde. Der deutsche Hitzerekord von 40,2 Grad, gemessen 1983 und im Super-Sommer 2006, wurde allerdings nicht erreicht.

Im Herbst wüteten zwei Orkane im Norden: „Christian“ Ende Oktober und „Xaver“ am Nikolaustag trafen vor allem die Küsten. „Xaver“ zog nur langsam nach Osten ab, der Sturm drückte das Nordseewasser gegen das Land, so dass die Nordseeküste gleich drei Sturmfluten überstehen musste, weil das Wasser bei Ebbe nicht abfloss.