Gedankenspiel Wie mit Handydaten das Coronavirus eingedämmt werden könnte
Berlin · Wissenschaftler denken bei möglichen Eindämmungsstrategien für das neue Coronavirus auch über die Nutzung von Handydaten nach.
Diese könnten etwas über den Bewegungsradius und persönliche Kontakte eines Infizierten verraten. Sie könnten vielleicht aber auch verhindern, dass Menschen unberechtigt in Quarantäne geschickt werden. In jedem Fall sollte Datenherausgabe nach Expertenansicht freiwillig sein. Rechtlich und aus Datenschutz-Sicht ist so eine Idee aber noch nicht geklärt.
„Orts- und Zeitanalysen durch Handydaten sind von der Überlegung her nichts Neues“, erläuterte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Donnerstag. „Ein gutes Tool, keine Frage. Technisch ist das möglich.“ Die Frage sei aber, wie eine mögliche Nutzung ethisch, moralisch, rechtlich und vom Datenschutz her einzuordnen sei. Das müsse in Ruhe besprochen werden. „Die Frage ist, ob unsere Gesellschaft so etwas akzeptieren kann“, sagte Wieler. Für ihn wäre eine Voraussetzung, dass Einzelne bereit seien, ihre Daten für den Gesundheitsgedanken zu „spenden“. Neue Technik würde den Prozess der Kontaktnachverfolgung aber in jedem Fall beschleunigen.
Auch Patrick Larscheid, Amtsarzt im Berliner Bezirk Reinickendorf, hält die Handydaten-Nutzung in diesem Zusammenhang grundsätzlich für eine sinnvolle Idee. Selbstverständlich müssten die Betroffenen dem vorher zustimmen, betont er. Derzeit erfolge die Identifizierung von Kontaktpersonen über eine mündliche Abfrage bei Infizierten. Das berge das Risiko, dass die Befragten sich nicht im Detail erinnerten. „Im Moment können wir es nicht gut differenzieren und schicken auch mal Leute in Quarantäne, bei denen es nicht berechtigt ist“, ergänzte er. Die Auswertung von Bewegungsdaten könnte unter Umständen verlässlichere Informationen darüber bieten, wer sich wann und für wie lange in wessen Nähe aufgehalten habe, ergänzte Larscheid.