Wilderer im Naturkundemuseum

Das Horn von ausgestopften Tieren ist wertvoll, oft nicht gut gesichert — und somit leichte Beute für Diebe. Sie verkaufen es weiter nach Asien.

Berlin. Wertvolle Nashornhörner sind in den vergangenen Tagen aus mehreren deutschen Museen gestohlen worden. Sie sind als Medizin und Potenzmittel vor allem in Asien begehrt. Illegale Händler erzielen auf dem Schwarzmarkt hohe Preise. So stahlen Diebe aus einem Jagdmuseum in Oerrel im Kreis Gifhorn vor wenigen Tagen die beiden Hörner eines präparierten Nashorns. Ähnliche Diebstähle gab es auch in Bamberg und Hamburg. Nashörner stehen unter Schutz, das Artenschutzübereinkommen „Cites“ verbietet den Handel mit ihren Produkten.

„Wir sehen da durchaus Verbindungen. Das sind überregional operierende Täter, die die Hörner einem bestimmten Kundenkreis teuer verkaufen wollen“, sagte der Polizeisprecher im Kreis Gifhorn, Thomas Reuter. Den Wert des Diebesgutes aus dem Jagdmuseum bezifferte Museumsleiter Albert Meyer auf 25 000 Euro. Die Täter, nach Zeugenaussagen zwei Männer um die 40, verhielten sich dreist: Sie bezahlten Eintritt, brachen die Hörner ab und flüchteten.

Ein mehrere tausend Euro teures Horn eines Breitmaulnashorns verschwand aus dem Bamberger Naturkundemuseum. Auch dort gingen die Täter dreist vor: Die Vitrine wurde aufgebrochen, während das Museum geöffnet hatte, teilte die Polizei mit. Das Horn ist etwa 20 Zentimeter lang und 1,2 Kilogramm schwer.

In Hamburg nahm die Polizei zwei Männer fest, weil sie ein Nashorn-Horn kaufen wollten. Die beiden Briten hatten einen Jäger bedrängt, ihnen das seltene Stück zu verkaufen. Die Männer wollten 25 000 Euro bezahlen. Der Verkäufer rief die Polizei. Sie nahm die Männer fest. Anfang Juni brachen Unbekannte in das Zoologische Museum der Hansestadt ein — und stahlen vier Nashorn-Hörner sowie einen gesamten Oberkiefer mit zwei Hörnern.

Drei Nashorn-Hörner wurden auch in Florenz gestohlen. Eines davon war mehr als einen Meter lang. Die Diebe hätten sich vermutlich in dem Museum einschließen lassen und nachts die Hörner aus einer Vitrine geholt. Der Diebstahl wurde am nächsten Morgen bemerkt. Ähnliche Taten meldete auch die britische Zeitung „The Telegraph“. Dort ist die Rede davon, wie Diebe aus dem Haslemere Educational Museum in Surrey den Kopf eines Nashorns stahlen.

Vor allem in Asien sind die zu Pulver zermahlenen Hörner als Medikament in der traditionellen chinesischen Medizin gefragt. Zudem gibt es den Aberglauben einer potenzfördernden Wirkung. Diese Annahme macht den illegalen Handel mit dem Horn noch lukrativer.