Wildpinkler an Karneval: Der große Ärger um das kleine Geschäft
In den Narrenhochburgen rüsten sich die Ordnungshüter gegen die Wildpinkler.
Düsseldorf/Köln. Wenn zur Narrenzeit Alt und Kölsch fließen, stehen Trinkfreudige wieder vor der Frage: Wohin, wenn die Blase drückt? In Kneipen bilden sich lange Warteschlangen, der Weg zu Klohäuschen und Toilettenwagen ist vielen zu weit. Besonders Männer erleichtern sich gern an Autos, Bäumen, Mauern oder Laternenmasten — und zahlen schnell ein Verwarnungsgeld von 35 Euro.
Im Kampf gegen solche Vergehen zieht das Kölner Ordnungsamt zum Auftakt des Straßenkarnevals rund 300 Beamte zusammen. Sie sollen das Verbot von Glasflaschen durchsetzen, betrunkene Minderjährige aufspüren — und „Wildpinkler“ stoppen. Zwar platzieren Karnevalisten und Gastronomen wieder jede Menge Klohäuschen, Toilettenwagen, Behinderten-WCs und Urinalrinnen in der Innenstadt. Trotzdem erwischten die Beamten letztes Jahr 279 Männer und immerhin 32 Frauen beim Pinkeln außerhalb dieser Anlagen. Tatsächlich seien es mehr als doppelt so viele Urin-Vergehen, vermutet der Leiter des Kölner Ordnungsamtes, Robert Kilp. „Die Hemmschwelle ist unter Alkoholeinfluss sehr viel niedriger.“
Auch sein Düsseldorfer Kollege beklagt zur Fastnacht das Problem mit den Pinklern. „Es gibt deutlich zu wenig öffentliche Toiletten“, sagt Michael Zimmermann, der das Ordnungsamt der Landeshauptstadt leitet. 19 zusätzliche Toilettenwagen und zwölf Urinalständer müssen dort zum närrischen Treiben auf den Straßen reichen. „Wir haben immer wieder Beschwerden über Geruchsbelästigungen“, sagt Zimmermann. Doch weil enge Straßen wie in der Düsseldorfer Altstadt die Gefahr eines panischen Gedränges erhöhen, könne man dort nicht einfach beliebig viele Klohäuschen aufstellen.
Gegen stechenden Uringeruch haben die Reinigungstrupps in Köln ein Rezept. Sie sammeln nicht nur Becher und Dosen ein, sondern parfümieren die Straßen mit einer Art Waschlotion. Das Duftmittel der Schwemmfahrzeuge soll den Gestank neutralisieren. Der Geruch geht — doch die „Wildpinkler“ bleiben.
Unterdessen werden im Internet halböffentliche Klos wie Geheimtipps gehandelt. Auf der Internetseite „Gratispinkeln.de“ etwa verraten sich Bürger gegenseitig die besten stillen Örtchen. Michael Zimmermann aus Düsseldorf fasst zusammen: „An Karneval wird man nie genug Toiletten haben.“