Aids-Experten hoffen auf Heilung in wenigen Jahren
München (dpa) - Experten sehen neue Ansätze für eine Heilung der Immunschwäche-Krankheit Aids. „Ich glaube, dass ein realistischer Zeitraum, in dem wir heilen können, fünf Jahre sind“, sagte der Münchner Internist und Leiter der 14. Münchner Aids- und Hepatitis-Tage, Hans Jäger, der dpa.
„Die Heilungsforschung hat in den letzten zwölf Monaten mehr Fortschritte gemacht als je zuvor.“ An einen baldigen Durchbruch zu einer Impfung glaube er hingegen nicht. „Schutzimpfungen haben wir nicht und werden sie auch in den nächsten Jahren nicht bekommen.“
Rund 1500 Wissenschaftler, Ärzte, Psychologen, Juristen und Pflegekräfte diskutierten von Freitag bis Sonntag bei den Aids- und Hepatitis-Tagen in Unterschleißheim bei München über neue Entwicklungen ihres Faches. Bei der nach Veranstalterangaben größten deutschen Tagung zu dem Thema in diesem Jahr stellte auch die Pharmaindustrie ihre Produkte vor.
Eine Heilung über eine Knochenmarktransplantation sei an der Berliner Charité bereits vor drei Jahren gelungen. Allerdings sei die Methode zu komplex, um sie auf alle Patienten anzuwenden, sagte Jäger. Hoffnungen setzten die Wissenschaftler daher auf eine jüngst in Seattle vorgestellte Methode: Mit dem Krebs-Wirkstoff „Vorinostat“ sei es gelungen, an die versteckt infizierten Zellen zu kommen, in denen das Virus bisher trotz Therapie weiter schlummert.
„Dieses Medikament hat es geschafft, aus latent infizierten Zellen Viren freizusetzen, die dann von den bekannten Medikamenten erreicht und vernichtet werden können“, sagte Jäger.
Schon jetzt könnten die Medikamente die Viruslast im Blut wenigstens so niedrig halten, dass keine Ansteckungsgefahr mehr bestehe. Das sei gerade bei Paaren wichtig, bei denen ein Partner infiziert sei. Damit könnten nicht nur die Betroffenen ein weitgehend normales Leben führen, sondern auch die Ansteckungsgefahr gehe gegen Null, erklärte der Experte. „Das Konzept heißt Prävention durch Therapie.“