Astronomen beobachten Dynamik einer jungen Riesensonne

Morelia/Washington (dpa) - Astronomen haben die ungestüme Dynamik einer jungen Riesensonne live beobachtet. Die Aufnahmen mit einem Radioteleskop zeigen, wie der heftige Sonnenwind des jungen Sterns an Form gewinnt.

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Die Beobachtungen helfen Wissenschaftlern, bestimmte Details der Entstehung großer Sterne besser zu verstehen, wie das Team um Carlos Carrasco-González von der Autonomen Universität von Mexiko in Morelia im US-Fachblatt „Science“ berichtet.

Die Forscher hatten 1996 und 2014 einen jungen Stern mit der Katalognummer W75N(B)-VLA2 ins Visier genommen. Dieser sogenannte Protostern hat die achtfache Masse unserer Sonne und leuchtet 300 Mal so hell. Er liegt etwa 4200 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht knapp zehn Billionen Kilometern.

Die junge Sonne ist noch von einem dicken Staubring umgeben. Auf dem ersten Bild von 1996 ist zu sehen, wie der Protostern Gas abstößt. Die Wolke dieses Sonnenwinds verteilt sich nahezu kugelförmig um den Protostern. Auf dem zweiten Bild zeigt sich bereits der Einfluss des Staubrings: Das ausgestoßene Gas wird von dem Staub gebremst und bildet an den staubarmen Polen langgezogene Strahlen aus, sogenannte Jets.

„Wir sehen diese drastische Veränderung in Echtzeit“, erläuterte Carrasco-González in einer Mitteilung des US-Radioobservatoriums NRAO, an dem die Beobachtungen stattfanden. „Dieses Himmelsobjekt bietet uns die aufregende Gelegenheit, während der nächsten Jahre zu beobachten, wie ein sehr junger Stern seine frühen Entstehungsphasen durchläuft.“